(firmenpresse) - (DGAP-Media / 25.06.2013 / 16:24)
Röttgen gegen 'System-Hopping' in der Energiepolitik
- Ehemaliger Umweltminister sieht Energiewende auf gutem Weg und fordert
Verlässlichkeit für Investoren
- Oberster 'Wirtschaftsweiser' warnt Schleswig-Holstein vor einseitiger
Ausrichtung auf Erneuerbare Energien
Schleswig-Holstein ist das Bundesland mit dem deutschlandweit höchsten
Anteil Erneuerbarer Energien in der Stromproduktion. Bis 2020 will das Land
das Dreifache des eigenen Bedarfs produzieren und so zum Strom-exporteur
werden. Zugleich beklagen Unternehmen steigende Strompreise und der Ruf
nach einer Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) wird immer
lauter. In dieser unsicheren Ausgangslage sprach sich der ehemalige
Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen klar gegen einen Kurswechsel in
der Energiepolitik aus. 'Wir dürfen kein System-Hopping betreiben', sagte
der Politiker auf einer Podiumsdiskussion der Mittelstandsinitiative
Unternehmer Positionen Nord der HSH Nordbank und forderte eine
'Verlässlichkeit der investiven Rahmenbedingungen'.
Er war als 'Minister der Energiewende' angetreten und hatte sein Amt
verloren, bevor er sie umsetzen konnte. Dennoch hielt Röttgen ein Plädoyer
für die Politik seines Nachfolgers. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien
komme mit einem Anteil von 25 Prozent an der Stromproduktion schneller
voran als angenommen. 'Deutschland kann zum Role Model für die
Energieversorgung des 21. Jahrhunderts werden', sagte Röttgen am
Montagabend in Kiel. Ein Festhalten an Kohle und Kernkraft bezeichnete er
wegen der damit verbundenen Klimaschäden und Altlastenproblematik als
'Generationen-Egoismus'. Röttgen betonte die Chancen für mittelständische
Unternehmen und Handwerksbetriebe in Deutschland durch regenerative
Energien. 'Wir wollen endlich einmal Innovation in Deutschland mit
Wertschöpfung in Deutschland verbinden', forderte der Politiker.
Prof. Dr. Christoph M. Schmidt, Vorsitzender des Sachverständigenrates zur
Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, mahnte derweil zur
Vorsicht. Schleswig-Holsteins Pläne, in Zukunft das Dreifache des eigenen
Stromverbrauchs zu erzeugen, bezeichnete er als riskant. 'Das Land begibt
sich damit dauerhaft in die Abhängigkeit vom Subventionsregime. Die Frage
ist, ob so ein Alleingang sinnvoll und nachhaltig ist.' Die Erneuerbaren
Energien seien der Nische entwachsen. 'Wir brauchen deshalb eine
Neujustierung des EEG', forderte Schmidt und machte sich für das von ihm
entwickelte Quotensystem stark, das Stromversorgern steigende Anteile
Erneuerbarer Energien vorschreiben und diese als Zertifikate handelbar
machen solle.
'Die Akzeptanz für den Netzausbau ist in Schleswig-Holstein sehr groß',
sagte Martin Groll, Senior Policy Advisor des Stromnetzbetreibers TenneT.
Entlang der 150 Kilometer langen Trasse der Westküstenleitung wehrten sich
zwar zwei Bürgerinitiativen gegen das Vorhaben, doch dies sei deutlich
weniger als bei vergleichbaren Projekten in anderen Regionen. Auch die
unlängst vorgestellte Bürgeranleihe komme gut an. In der ersten Woche nach
der Präsentation in Heide hätten bereits 'Hunderte von Interessenten' die
Unterlagen angefordert. 'Ein erfolgreicher Start. Diese Form der
Bürgerbeteiligung könnte auch zu einem Modell für den Leitungsbau in den
südlicheren Bundesländern werden.'
Jutta Kleinschmidt, Siegerin der Rallye Dakar, forderte ein mutiges
Vorgehen in der Energiewende und verwies dabei auf Erfahrungen am Lenkrad:
'Als Sportlerin habe ich gelernt, dass man seine Komfortzone verlassen und
Risiken eingehen muss, wenn man entscheidende Veränderungen bewirken will',
sagte die Physik-Ingenieurin. 'Deutschland ist für seine Innovationskraft
international bekannt. Die Energiewende wird uns zugetraut.' Kleinschmidt
ist Managing Partner des Unternehmens Safrema Energy, das schwimmende
Turbinen entwickelt, die aus Wasserströmungen elektrischen Strom erzeugen.
'Das Interesse an neuen Technologien zur Stromgewinnung ist sehr groß. Doch
Investoren sind auch sehr vorsichtig, weil viele mit Erneuerbaren Energien
bereits Geld verloren haben.'
'Schleswig-Holstein hat bisherüberproportional von der Energiewende
profitiert', sagte Unternehmensberaterin Undine Stricker-Berghoff. Auch in
Zukunft, so ist die frühere Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und
Handelskammer Lübecküberzeugt, würden Erneuerbare Energien für die
Wirtschaft zwischen Nord- und Ostsee eine große Rolle spielen. 'Wir haben
Wasser, Wind, Biomasse und die Flächen, die wir dazu brauchen!'
Mit der Mittelstandsinitiative Unternehmer Positionen Nord (UP )
unterstreicht die HSH Nordbank ihre Positionierung als Bank für
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