(ots) - Die Protestbewegung in Ägypten will den Schwung der
einmal mobilisierten Massen nutzen und geht aufs Ganze. Bis heute
Nachmittag soll Präsident Mursi seinen Stuhl räumen. Ansonsten soll
weiterdemonstriert werden bis zum Sieg. Und dann? Die prominenten
Stimmen des Protests halten sich bei der Formulierung
programmatischer Ziele für den Fall eines inzwischen durchaus
denkbaren Erfolges auffällig zurück. Das mag der pragmatischen
Überlegung entspringen, dass man mit jeder Präzisierung der diffusen,
aber griffigen Parole »Mursi muss weg!« Anhänger verlieren könnte. Es
kann aber ebenso Ausdruck einer tiefen Ratlosigkeit darüber sein, wie
es danach weitergehen soll. Wie sonst soll gedeutet werden, dass
einer der Wortführer der Opposition ausgerechnet das Militär um Hilfe
gegen Mursi anruft. Auf der anderen Seite sieht es nicht besser aus.
Der Präsident, zwar demokratisch gewählt, aber politisch unerfahren,
erliegt dem Irrtum, gestützt auf eine rechnerische Mehrheit der
Wähler könne erst recht regiert werden wie früher. Er übersieht, dass
es sich bei der Rebellion vielleicht insgesamt, aber nicht auf der
Straße um eine Minderheit handelt - noch dazu um eine äußerst
qualifizierte, politisch wache, kampagnenfähige. Und sie versammelt
in ihren Reihen sehr wahrscheinlich einen Großteil derer, die für das
Land am Nil Zukunft verkörpern. Zu denen eine Brücke zu bauen, haben
er und sein Lager nicht für notwendig erachtet. Und jetzt wäre es
wohl auch zu spät dafür.
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