(ots) - Auf beiden Seiten der syrischen Kriegsfronten ist
das Tableau des Führungspersonals in den vergangenen Tagen kräftig
durcheinander geschüttelt worden. Doch die Gründe hier wie da könnten
kaum unterschiedlicher sein. Während Assads Durchgriff an der Spitze
seiner Baath-Partei wohl als imperiales Gehabe zu deuten ist, trägt
der Rücktritt des Wortführers der Exilregierung alle Merkmale des
Scheiterns. Die Bezeichnung von Ghassam Hitto als Chef der
»Interimsregierung für die befreiten Gebiete« war von Anfang an mehr
Wunsch als Realität. Zum einen, weil der Umfang dieser »Gebiete«
ständiger kriegsbedingter Veränderung unterlag; vor allem aber, weil
sich die Truppführer der bewaffneten Regierungsgegner von Hitto
nichts sagen ließen. Dessen Mandat von Exilversammlungen in Doha oder
Istanbul war für sie bedeutungslos, weil sie Geld und Waffen über
andere Kanäle erhielten. Eher duldeten sie ihn, als dass sie ihm
unterstanden. Wenn die Rivalität der Anti-Assad-Milizen untereinander
derzeit etwas nachgelassen hat, dann vor allem deshalb, weil sie von
der syrischen Armee unter Druck gesetzt werden, die ihren seit etwa
sechs Wochen anhaltenden Vormarsch in die »Gebiete« fortsetzt, jetzt
auch in der drittgrößten Stadt Homs. Das Scheitern Hittos ist nicht
zuletzt eine unangenehme Erkenntnis für die »Freunde Syriens« im
Westen. Sie müssen erkennen, dass es ihnen allen guten Gaben zum
Trotz nicht gelungen ist, eine arbeitsfähige Regierung der Rebellen
zu präsentieren.
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