(ots) - Die einst von Nietzsche gestellte Frage, ob Gott
eine Erfindung des Teufels sei, werden gute Katholiken empört von
sich weisen. Und die Iren sind zweifellos in ihrer großen Mehrheit
gute Katholiken. Dennoch gibt es Fälle, in denen diese Frage mehr als
berechtigt erscheint. Beispielsweise, wenn eine Hebamme und ein Arzt
einer wegen ihrer Schwangerschaft in Lebensgefahr befindlichen Frau
einen Abbruch mit dem Diktum versagen: »Irland ist ein katholisches
Land.« So geschehen im Herbst vorigen Jahres. Die Frau starb und
Tausende forderten daraufhin auf den Straßen der Insel eine Reform
des rigiden Abtreibungsrechts. Immerhin bis Donnerstagnacht dieser
Woche brauchte das Parlament, um zu einem Beschluss zu kommen, der
zumindest in den gravierendsten Härtefällen die einzig menschlich
gebotene Lösung erlaubt, den Schwangerschaftsabbruch: wenn das Leben
der Frau gefährdet ist oder sie droht, sich zu töten, falls sie das
Kind austragen muss. Letzteres zeigt allerdings, wie fragwürdig und
halbherzig dieses trotz seiner Dürftigkeit in der öffentlichen
Debatte erbittert umstrittene Gesetz ist. Seelische Verzweiflung erst
dann gelten zu lassen, wenn sie Menschen dahin führt, die Schwelle
zur Selbsttötung zu überschreiten, ist weder mit dem Verweis auf
Katholizismus noch mit der Berufung auf Gott zu rechtfertigen.
Christen sollten sich erinnern, dass Jesus, als man ihn »gut« nannte,
antwortete: »Niemand ist gut als Gott allein.« Güte in solcher Fülle
sollte seinen Anhängern eigentlich Motivation genug sein.
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