(ots) - Früher haben wir debattiert, wie Roma leben, heute
stellt sich immer öfter die Frage, ob Roma leben.« Der das sagt,
Gergely Dezideriu, ist Direktor des Europäischen Zentrums für
Romarechte in Budapest. In Ungarns Hauptstadt wurden am Dienstag drei
Romamörder zu lebenslanger Haft verurteilt. Minister Zoltán Balog,
zuständig für »Humanressourcen«, zeigte sich befriedigt und überzeugt
davon, dass »kein rassistischer Krimineller dem ungarischen Gesetz
entkommen kann«. Das wäre zu hoffen, und übrigens kann niemand Balog
oder seinen Regierungschef Viktor Orbán für die Atmosphäre
verantwortlich machen, in der die grausamen Taten geschahen: Zur
Tatzeit waren beide noch nicht im Amt. Aber am letzten
Verhandlungstag saßen im Gerichtssaal Zuhörer, die T-Shirts mit der
Aufschrift »Heroes« trugen. Leute, die feige Mörder als Helden
betrachten. Die Mehrheit in der Gesellschaft repräsentierten sie
gewiss nicht, doch auch die Mehrheit versteht es offenbar nicht, mit
den Roma zu leben. Stattdessen machen viele die oft kinderreichen
Romafamilien für nahezu alle Probleme im Lande verantwortlich. Die
Meinung, es handle sich um »Parasiten am Volkskörper«, ist so selten
nicht. Erst zu Jahresbeginn schrieb ein enger Orbán-Freund, der
Journalist Zsolt Bayer, dass ein »Großteil der Zigeuner nicht
geeignet (ist), unter Menschen zu leben«, dass ihnen keine
Menschenwürde zustehe, man müsse das »sofort und mit allen Mitteln
lösen«. Wer wollte das nicht rassistisch nennen? Und kriminell? Bayer
jedenfalls entkam dem ungarischen Gesetz.
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