(ots) - Auf »Härte« setzt in der ägyptischen Krise
jedermann gern. Nun droht die Regierung in Kairo den Muslimbrüdern
auch noch mit deren Verbot. Die wiederum demonstrieren längst nicht
mehr nur unter Berufung auf Demokratie ihrem gestürzten Präsidenten
hinterher. Sie setzen den roten Hahn auf Regierungsdächer und tragen
Waffen nicht nur zur Schau. Die einen wie die anderen haben mit
»Härte« bereits übergenug Unheil angerichtet. Was taugte denn nun
wohl weitere Härte? Sie ließe sich doch ohne eine weitere
Verschärfung der Lage nicht einmal im Ansatz durchsetzen. Verbote von
Protesten und deren Zerschlagung gingen schon mehrfach äußerst blutig
daneben. Die Muslimbrüder dürften die Mehrheit der Wähler jetzt nicht
mehr für sich mobilisieren können. Doch weiter gewaltsam in den
Untergrund gedrängt, blieben ihnen immer noch Terrorakt und
Märtyrertod. Als sich das Militär nach der zerstörerischen Herrschaft
des Muslimbruders an die Macht begab, wurde es im Lande sichtlich
bejubelt und im Ausland zumindest weithin geduldet. Es schien
ziemlich klar, was die Generäle nicht wollten. Was sie aber genau
wollten und wie das zu machen sei, blieb weitgehend offen. Die Macht
allein reicht eben nicht, man muss auch sehr genau wissen, was man
mit ihr anfangen will. Nicht die »Härte« ist das Problem in Ägypten,
davon gibt es genug. Sie ist ein Auswuchs der Hilf- und Ratlosigkeit.
Es fehlt das Konzept - auch international.
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