(ots) - Die neue iranische Führung unter Präsident Ruhani
ändert den politischen Kurs des Landes bedächtig, aber stetig. Die
gestrige Klarstellung, was in Iran nicht irgend jemandes, sondern
Staatsmeinung über den Holocaust an den europäischen Juden ist,
gehört dazu. Die Erklärung des Außenministers ist im Ton angemessen,
frei von Missverständnissen und kommt zur rechten Zeit; drei Dinge,
die einfach scheinen, für Ruhanis Vorgänger Ahmadinedschad zeit
seiner Präsidentschaft aber unbezwingbare geistige Herausforderungen
blieben. Ahmadinedschad hat seinem Land erheblich geschadet. Vielen
in der Welt vermittelte er das Bild eines Iran, das - verkürzt gesagt
- nach Atomwaffen strebt, um Israel aus einer antisemitischen
Grundeinstellung heraus vernichten zu wollen. Zwar hat der
Ex-Präsident das nie so gesagt. Aber er hat sich bei der Verurteilung
der Unterdrückungspolitik Israels gegenüber den Palästinensern, die
in der Sache selbst von zwei Dritteln der Welt geteilt wird, häufig
zu zwielichtigen Formulierungen verstiegen, die eine Absicht
verrieten, die Grenze zwischen Israel-Kritik und Antisemitismus zu
verwischen. Den Teheran-Dämonisierern hat er so in die Hände gespielt
und den Palästinensern nicht geholfen. Es ist gut möglich, dass den
Falken in Israel und der Anti-Iran-Front im Westen Ruhanis neue Linie
überhaupt nicht gefällt. Sie haben nun zwei Möglichkeiten: neue
Argumente für ihre Strangulationspolitik gegenüber Teheran zu suchen
oder den Weg zu einem echten Dialog.
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