(ots) - Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt im Fall der
drei Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Grünhelme", die im Mai in
Syrien entführt worden waren. Das hat ein Behördensprecher gegenüber
dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz" und dem SWR-Hörfunk bestätigt.
Hintergrund ist offenbar der Verdacht, dass an der Entführung
Deutsche beteiligt gewesen sein könnten. Unterdessen erhebt Rupert
Neudeck, Vorsitzender der "Grünhelme", gegenüber einer deutschen
islamistischen Hilfsorganisation, dem Verein "Helfen in Not", schwere
Vorwürfe: "Es ist ganz klar, dass diese Organisation nach Syrien
gegangen ist, um allen, wie uns, das Leben dort zur Hölle zu machen."
Nach Recherchen von "Report Mainz" und dem SWR-Hörfunk gibt es
mehrere Indizien dafür, dass Deutsche bei der Entführung von drei
Mitarbeitern der Hilfsorganisation "Grünhelme" eine Rolle gespielt
haben könnten: So sollen die Entführten während der Geiselhaft von
einem Mann in deutscher Sprache verhört worden sein. Bernd
Blechschmidt, eines der Entführungsopfer, der sich im Juli nach 50
Tagen in der Gewalt von Terroristen selbst befreien konnte, sagte im
Exklusiv-Interview mit "Report Mainz" und dem SWR-Hörfunk: "Das war
recht akzentfreies Deutsch, also wie ein Deutscher." Fünf Tage vor
der Entführung, am 9. Mai 2013, kam es zudem zu einem Vorfall in der
nordsyrischen Stadt Azaz, wo Bernd Blechschmidt und Mitarbeiter der
Organisation "Cap Anamur" ein Krankenhaus wieder in Betrieb genommen
hatten. Als sie sich in der Apotheke des Krankenhauses aufhielten,
wurden sie von einem Mann aus Deutschland genötigt, ihre Personalien
preiszugeben. Bernd Blechschmidt: "Er hat unsere Reisepässe verlangt
in einem doch sehr einschüchternden Ton, bekleidet in Armeekleidung,
Stiefel, Armeehose. Bewaffnet mit einem angehefteten Messer. Ich habe
mich bedroht gefühlt".
Aus einem Internetvideo vom Mai 2013, das "Report Mainz" und dem
SWR-Hörfunk vorliegt, geht hervor, dass es sich bei dem Mann um Sabri
Ben Abda handelt, ein behördenbekannter Islamist aus
Nordrhein-Westfalen. Das Video zeigt ihn in Kampfuniform in Syrien.
Er hetzt gegen westliche Hilfsorganisationen, deren Helfer er als
Kuffar (Ungläubige) bezeichnet. Wörtlich sagt er: "Die Kuffar sind
ihre Leute schon hier am Reinbringen. Sie sind schon mitten hier im
Krieg. Und sind schon Arbeiten am Verrichten. Damit die Muslime
später geimpft werden auf Demokratie." In dem Video ist auch die
"Passkontrolle" in der Krankenhausapotheke zu sehen.
Laut Video agierte Ben Abda in Syrien für den Verein "Helfen in
Not" mit Sitz in Neuss. Dieser gibt sich als Wohlfahrtsorganisation
aus, gilt jedoch als islamistisch. Wolfgang Bosbach (CDU),
Vorsitzender des Innenausschusses im Bundestag, bewertet den Verein
im Interview gegenüber "Report Mainz" so: "Wenn man einmal hinter die
Kulissen schaut, dann muss man feststellen, dass es wohl doch
handfeste Indizien dafür gibt, dass es Kontakte zur islamistischen
und auch zur salafistischen Szene gibt. In Kombination mit diesen
Bildern [in dem Video] gibt es erhebliche Zweifel an dem humanitären
Schwerpunkt des Vereins."
"Helfen in Not" bestätigte in einer schriftlichen Stellungnahme,
man habe Sabri Ben Abda einmalig als Hobbyfilmer eingesetzt.
Hinsichtlich des Vorwurfs, er habe deutsche Helfer bedroht heißt es:
"Sollten diese [Taten] tatsachlich vorgefallen sein, distanzieren wir
uns selbstverständlich davon." Von der Entführung wisse man nichts.
Für Rupert Neudeck ist hingegen nicht akzeptabel, dass der Verein
"Helfen in Not" weiterhin als gemeinnützig anerkannt ist und sogar
Spenden sammeln darf: "Wenn wir als Staat nicht in der Lage sind,
denen das Handwerk zu legen, hierzulande und auch in Syrien, dann
sind wir ein Waschlappen-Staat."
Weitere Informationen www.swr.de/report. Zitate gegen
Quellenangabe "Report Mainz" frei. Fragen bitte an "Report Mainz",
Tel.: 06131 929-33351