(ots) - Als Kind habe er anhand der Nachrichten vom Krieg
lesen gelernt, erklärte einmal der US-Philosoph Michael Walzer im
Interview. Ein Aperçu, das für Anthony Lake - ebenfalls US-Amerikaner
- wenig tröstlich sein dürfte. Lake ist Exekutivdirektor des
Kinderhilfswerks UNICEF und forderte jetzt (wieder einmal), dass
Bildung nie das Opfer eines bewaffneten Konflikts sein dürfe. Ein
frommer Wunsch angesichts von 28,5 Millionen Kindern, die aufgrund
solcher Konflikte nicht die Grundschule besuchen können. Eine
schändliche Zahl, die seit Jahren die Statistiken des globalen Elends
behaust. Nur die Gegenden der Gemetzel wechseln. Aktuell:
Zentralafrikanische Republik, Mali, Demokratische Republik Kongo. Vor
allem: Syrien. In den sogenannten Millenniumszielen der UNO wird 2015
als Jahr fixiert, bis zu dem sichergestellt sein soll, dass Kinder in
der ganzen Welt eine Primärschulbildung vollständig abschließen. Ein
Bildungsziel. Anspruchsvoll. Aber dennoch eigentümlich bescheiden in
einem jungen Jahrhundert, dessen materielle und technologische
Errungenschaften tagtäglich exhibitioniert werden. Doch was ist schon
ein bescheidenes Bildungsziel bei immer neuen ehrgeizigen
Kriegszielen? Bei denen sich zudem weit mehr verdienen lässt. Bücher?
Bomben! Waffen- statt Wissensexport. Und dann sind da noch jene
Dutzende Millionen Kinder, die zwar nicht in Konfliktgebieten leben,
aber trotzdem keine Schule besuchen können. Immerhin: An
Kriegsnachrichten zum Lesenlernen fehlt es ihnen nicht.
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