(ots) - Silvio Berlusconis 180-Grad-Wende hat Neuwahlen in
Italien abgewendet. Die Vertrauenskrise bleibt. Wer die Kehrtwende
des Steuerbetrügers als Einsicht interpretiert, täuscht sich. Einzig
und allein aus zwei Gründen hat sich Blender Berlusconi für den
Fortbestand der Regierung Letta ausgesprochen: zum einen wegen der
fallenden Kurse an der Mailänder Börse, die auch seine Unternehmen
treffen. Zum anderen, um Zeit zu schinden. Er hofft auf eine zweite
Poker-Runde. Berlusconi will nach seiner sich abzeichnenden
Verbannung aus dem Senat weiterhin als Strippenzieher hinter der
Bühne agieren und früher oder später die erste Große Koalition in
Italien seit 1947 zu Fall bringen. Er bleibt somit ein
unkalkulierbares Risiko für die Reformbestrebungen. Eben ein eitler
Egomane, der sich noch nicht einmal schämt, dass er für private
Zwecke eine Nation in Geiselhaft genommen hat. Sein Wesen hat der
Medienmogul kürzlich wieder offenbart: Im Falle des Machtverlustes
nach Neuwahlen hatte er damit gedroht, beliebte Seifenopern aus
seinen TV-Sendern zu verbannen. Wer das als banalen Ansatz abtut,
kennt die Seele älterer Italiener aus dem Süden des Landes nicht, die
angesichts eines perspektivlosen Lebens Meister im Ausblenden sind.
Da hat sich seit den Herrschern im antiken Rom nichts geändert. Was
Hoffnung macht, ist die Tatsache, dass Berlusconis treueste Gefährten
den Mut aufgebracht haben, sich im Interesse des Landes gegen ihren
Chef offen auszusprechen. Es könnte der Beginn der Erneuerung einer
für Italien so wichtigen konservativen Partei sein. Dazu muss sie nur
noch den alten Mann zum Teufel jagen.
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