(ots) - Wenn das Entsetzen über gekenterte Flüchtlingsboote
Wellen schlägt, scheint es ein mutiges Grundbedürfnis von rechter
Seite zu sein, über »Berufsmoralisten« zu lächeln. Es könne sich ja
gar nichts ändern, weil es eine Pflicht der Staaten gebe, ihre
Bevölkerung - um des sozialen Friedens Willen - vor Überforderung zu
bewahren. Es sei fahrlässig, ihr das Leid der Welt aufzubürden. Und
wirklich muss man davon ausgehen, dass es nicht lange dauern würde,
bis Empörung sich Bahn brechen würde, namens der Einheimischen und
begleitet von unwägbaren Risiken. Wirklich ist es unvorstellbar, alle
weltweite Not hereinzulassen, ohne dass die Not auch hier überborden
würde - so groß, wie sie weltweit ist. Der Ruf nach verantwortlicher
Politik ist nicht von der Hand zu weisen. Doch was darunter allgemein
verstanden wird, schon. Den Status quo möglichst geräuschlos zu
verwalten, ist damit gemeint. Und heißt nichts anderes, als sich zum
Unrecht zu bekennen, dessen Opfer die Flüchtlinge geworden sind. Zum
System, das die Welt wirtschaftlich in Haftung nimmt und militärisch
in Schach hält. Das clever ist und nutzbringend, wenn man am
richtigen Ort geboren ist. Und sei es am unteren Ende der
Reichtumsskala, das aus südlicher Perspektive noch immer verlockend
scheint. Es ist eine bittere Wahrheit: Dem Risiko der
Armutseinwanderung ist nur zu begegnen um den Preis, den eigenen
Vorteil zu riskieren. Eine durchaus wirtschaftliche Erwägung, für die
ein Minimum an Moral allerdings nützlich ist.
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