(ots) - Das DFB-Sportgericht hat befunden: Das Phantomtor
ist regelkonform. Nicht etwa, weil der Ball seinen Weg vom Kopf
Stefan Kießlings auf korrekte Weise durch zwei Pfosten in den Kasten
fand. Sondern weil Schiedsrichter Felix Brych und seine Assistenten
nicht sehen (und schon gar nicht glauben) konnten, dass er sich durch
das Außennetz hineingemogelt hatte. So schuf Brych eine
Tatsachenentscheidung: Der Treffer zählte. Damit lag er zwar falsch,
dennoch handelte er den Regularien entsprechend. Nichts anderes
bestätigte nun auch das Gericht. Eine Tatsache ist eine Tatsache ist
eine Tatsache. Also, Ende der Diskussion? Weit gefehlt! Die
Entscheidung mag juristisch richtig sein. Moralisch und sportlich ist
sie so daneben wie Kießlings Kopfball. Denn sie lässt ausschließlich
Verlierer zurück. Und genau das wird die Diskussionen um die
Sinnhaftigkeit der Regel weiter anheizen. Die TSG Hoffenheim wurde um
eventuelle Punkte gebracht. Schiri Brych muss damit leben, eine
falsche Entscheidung mit historischem Wert getroffen zu haben. Und
selbst in Reihen der Leverkusener kann man sich angesichts des auf
diese Weise gewonnenen Spiels nicht wirklich über die Punkte freuen.
Denn es bleiben leise Zweifel am Fair-Play-Geist der eigenen Akteure.
Auch das Sportgericht entschied nur widerwillig - doch unter Achtung
aller Kriterien der FIFA und des DFB eben völlig regelgerecht.
Richter Lorenz stellte nach der gestrigen Urteilsverkündung jedoch
fest: "Meine Kinder und meine Lebenspartnerin werden mich heute Abend
beschimpfen." Denn er weiß: Mit Gerechtigkeit hat das Urteil nichts
zu tun. Lediglich mit Rechtsprechung. Und dass hier zuweilen eine
gewaltige Lücke klafft, zeigt dieses Urteil allemal. Der Fußball
selbst droht zum Verlierer zu werden, solange es die Verbände nicht
erlauben, den Schiedsrichter durch moderne Technik zu unterstützen.
Damit würde auch derartigen Diskussionen ein Ende gesetzt - indem
nämlich zur Regel erhoben wird, was sich Fußballer, Fans und
Funktionäre allerorten wünschen: endlich Klarheit.
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