(ots) - Uli Hoeneß muss vor Gericht, das ist nun
Gewissheit. Er muss sich verantworten, weil er Steuern in
Millionenhöhe hinterzogen hat - und weil seine unvollständige
Selbstanzeige unwirksam war. Der wichtigsten Persönlichkeit des
deutschen Fußballs der vergangenen Jahrzehnte droht damit bei einer
Verurteilung ein Strafmaß, das sich zwischen einer Geld- und einer
Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren bewegt. Läuft es glimpflich,
kann der 61-Jährige auch mit einer Bewährungsstrafe davonkommen. Eine
gute Nachricht wäre aber auch das nicht. Nicht für seinen Verein, den
FC Bayern München. Und auch nicht für den Fußball in Deutschland, der
sich gerade auf eine Welle von Steuerprüfungen einstellt. Fast jede
dritte Steuererklärung von Bundesliga-Kickern soll nicht vollständig
sein, berichtet das Fernsehmagazin "Sport inside." Ob sich das
bewahrheitet oder nicht: Die Glitzerwelt ist nicht so heile, wie sie
scheint. Und Hoeneß steht an der Spitze einer Branche, in der mit
Milliarden jongliert - und in der nicht selten getrickst wird, nicht
nur auf dem Spielfeld. All das ahnt das Publikum schon lange. Was es
nun zur Kenntnis nehmen muss: Vergehen stören die Beteiligten nicht -
und auch nicht ihre Kontrolleure. Hoeneß wird gestützt, sogar für den
Fall einer Verurteilung hat der FC Bayern schon darauf hingewiesen,
dass er Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender bleiben könne. Das
ist offenbar auch der Plan, der wohl nur von einer Gefängnisstrafe
durchkreuzt werden würde. Zugleich stellt sich die Frage, wie der
Aufsichtsrat der FC Bayern München AG seine Aufgabe versteht. In
diesem Gremium sitzen acht Herren, die in Wirtschaft, Politik und
Medien in der Champions League spielen oder einmal gespielt haben.
Doch in ihrer Wächterfunktion fallen sie mit einer befremdlichen
Aussitztaktik auf. Wenn es zu einer Anklage komme, müsse man die Lage
neu bewerten, hieß es zwischenzeitlich. Nun baut man Hoeneß bereits
Brücken für den Fall einer Verurteilung. Menschlich ist das
lobenswert. Bloß man ahnt: Darum geht es in erster Linie wohl gar
nicht, sondern ebenfalls darum, sich zum Beispiel als Sponsor
Vorteile zu verschaffen. Das macht auch diese Vorbilder verdächtig.
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