(ots) - Der Redaktion von "Report Mainz" wurde Bildmaterial
aus mehreren deutschen Schweinzuchtbetrieben zugespielt. Es sind
Aufnahmen, die eine grausame Praxis in diesen Unternehmen belegen.
Massenhaft werden Ferkel kurz nach der Geburt tot geschlagen, indem
Mitarbeiter der Unternehmen die kleinen Körper mit brutaler Gewalt
auf den Boden oder die Banden der Ferkelbuchten knallen. Nach
Auffassung der Tierschutzorganisation Animal Rights Watch werden so
überflüssige und schwächere Tiere entsorgt.
Filmemacher der Tierschutzvereinigung Animal Rights Watch war es
in drei Betrieben in Niedersachsen, Sachsen sowie in
Mecklenburg-Vorpommern gelungen, Kameras über den Ferkelbuchten
anzubringen. Über eine längere Zeit konnten so die Mitarbeiter
unbemerkt beobachtet werden. So gelang es zu dokumentieren, wie die
Arbeiter an jedem Morgen die Ferkelbuchten untersuchen. Die Aufnahmen
zeigen, dass sie kleine Ferkel hochheben, kurz anschauen und dann mit
voller Wucht auf dem Fußboden der Anlage oder an den Banden der
Buchten erschlagen. Auf einigen Bildern ist deutlich zu erkennen,
dass die Tiere nicht sofort tot sind, sondern sich noch minutenlang
quälen. Unter anderem ist Europas größter Ferkelproduzent, die
Straathof-Holding, von dem Skandal betroffen. Ein Mitarbeiter sowie
ein Tierschützer, der sich als Praktikant hat beschäftigen lassen,
haben darüber hinaus diese tägliche Praxis bestätigt.
Der Verdacht: Die Tiere werden totgeschlagen, weil die Muttersauen
inzwischen infolge einer Überzüchtung mehr Ferkel produzieren, als
sie Zitzen haben. Es gibt infolgedessen mehr Ferkel als die
Muttersauen ernähren können.
Filmemacher Jürgen Foß von der Tierschutzvereinigung Animal Rights
Watch über seine Dreharbeiten: "Das hat auch nichts mit irgendwelchen
Nottötungen zu tun. Das kann mir keiner erzählen, dass in
Sekundenbruchteilen entschieden werden kann, ob ein Tier
überlebensfähig ist oder nicht. Ich bin davon überzeugt, die meisten
dieser Tiere, die dort totgeschlagen werden, sind sehr wohl
überlebensfähig. Und man ist nur nicht bereit Zeit und Geld zu
investieren, um die Tiere dort durchzubringen."
Ein Tierschützer, der sich als Praktikant in dem Unternehmen
anstellen ließ, erzählt: "Es sind eigentlich in der Regel Tiere zu
viel, ja. Die Tiere sind natürlich definitiv lebensfähig, die
allermeisten, aber sie werden dann trotzdem erschlagen nach Augenmaß
einfach. Also meine Erfahrung ist, dass wirklich in den Anlagen zig
Eimer stehen und die sind dann voll mit toten, erschlagenen Ferkeln."
Die betroffenen Unternehmen lehnten hierzu ein Interview ab. Die
Straathof-Holding erklärte schriftlich: "Für den Fall, dass Sauen zu
viele, aber lebensfähige Ferkel werfen, gibt es Ammentiere. Die
Mitarbeiter der Anlagenbetreiber sind angehalten, alle rechtlichen
Vorschriften strikt einzuhalten. Sollte es tatsächlich (...) in einer
Anlage zu einem Rechtsverstoß gekommen sein, wird dem
selbstverständlich nachgegangen werden."
Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer,
B'90/Die Grünen, hält hingegen die dokumentierten Zustände für nicht
akzeptabel: "Ein solcher Umgang, wie er in den Bildern dargestellt
wird, entspricht, glaube ich, nicht dem Tierschutz im Grundgesetz und
diesem Gedanken und deshalb ist es wichtig, dass so ein Umgang mit
Tieren, diese Art der Tötung, wie man sie auf den Filmaufnahmen
sieht, dass sie überprüft wird, ob sie tierschutzgerecht ist. Ich
habe da erhebliche Zweifel daran und dann müssten natürlich auch
Sanktionen folgen."
Die Redaktion von "Report Mainz" hat die Bilder auch dem
Präsidenten der Bundestierärztekammer, Prof. Theodor Mantel, zur
Begutachtung vorgelegt. Auch er hält die Vorgänge für nicht
akzeptabel: "Das Euthanasieren von Ferkeln sollte nicht die Norm
sein, sondern sollte sich auf Ausnahmen beschränken. Wenn, dann muss
es in einer Art und Weise geschehen, die den Anforderungen Rechnung
trägt. Maßnahmen, wie mit einem Hartholz einmal und zielgenau auf den
Kopf zu schlagen, wäre dann eine geeignete Maßnahme. So wie hier,
einfach auf den Boden zu hauen oder an die Kante einer Box, das sind
Dinge, die absolut abzulehnen sind. Das sind Dinge, die nicht zu
akzeptieren sind, wie hier nachgefasst werden muss, man kann das ja
gar nicht so zielgenau machen, wenn man ein Ferkel auf den Boden
haut." Frage: Also, es werden Ferkel, die zu viel sind, getötet? "Ja,
das ist richtig und dann stellt sich die Frage, ist das hier ein
vernünftiger Grund. Wenn man von vornherein weiß, das Management ist
nicht gegeben, um solche Situationen zu bewerkstelligen, dann hätte
ich hier erhebliche Bedenken."
Weitere Informationen unter www.swr.de/report. Zitate gegen
Quellenangabe "Report Mainz" frei. Fragen bitte an "Report Mainz",
Tel. 06131/929-33351