(ots) - Selbst langjährige Beobachter der Vorgänge im
Norden Koreas äußern sich überrascht von der Unbarmherzigkeit, mit
der Jungführer Kim Jong Un seinen Onkel nicht nur aus allen Ämtern
werfen und aus Fotos und Filmen retuschieren, sondern unverzüglich
exekutieren ließ. Auch Großvater Kim Il Sung und Vater Kim Jong Il
zeichneten sich bei der Durchsetzung ihres absolutistischen
Führungsanspruchs nicht durch Barmherzigkeit aus. Mancher Getreue
verschwand spurlos aus dem Protokoll. Eine offizielle Verlautbarung,
in der dem Verstoßenen schwerste Verbrechen an Partei, Staat und vor
allem dem obersten Führer vorgeworfen wurden, gab es dazu nicht.
Machtintrigen blieben unterm Teppich. Was also bedeutet die
ausführlich begründete Hinrichtung eines Mannes, der als Mitglied der
Kim-Familie unantastbar zu sein schien? Wie immer in Sachen Nordkorea
ersetzen auch Experten Wissen durch Spekulationen. Sicherlich handelt
es sich um einen unüberhörbaren Warnschuss für alle, die vom Pfad des
»Kimilsungismus-Kimjongilismus« abweichen könnten. Aber hat Kim Jong
Un seine Macht damit gefestigt und unangreifbar gemacht? Oder leitet
er im Gegenteil, wenn auch ungewollt, eine Zeit größerer Unsicherheit
und Instabilität ein? Wahr ist: Der Mythos von der monolithischen
Einheit der Führung in Pjöngjang ist zerstoben, und selbst die
angeblich unfehlbare Kim-Familie hat sich von einem »Gauner und
Verräter« täuschen lassen, der - so das Urteil - »schlimmer als ein
Hund« war.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715