(ots) - Zur »guten Nachricht« adelte nicht nur
Bundesaußenminister Steinmeier die Freilassung des russischen
Kremlkritikers und einstigen Ölmagnaten Chodorkowski durch Präsident
Putin. Diese jähe Wendung war dem Mann im Moskauer Kreml trotz allen
Drucks denn doch nicht zugetraut worden. Umso weniger, da Nachsicht
und Milde als Tugenden gelten, die traditionell freiwillig in
Anwendung kommen. Dies geschieht im Falle Chodorkowski bislang
unwidersprochen dessen kranker Mutter wegen. Mütter aber genießen im
größten Land der Erde fast mystische Verehrung - Mütterchen Wolga,
Heimat, Russland ... Höher geht' nimmer. Souveräner, geschickter oder
schlauer als Putin hätte sich niemand dieses Gefangenen und damit
seines Problems entledigen können. Denn über den Wert des Rechts und
seiner Anwendung sagt Gnade ebenso wenig aus wie über Schuld oder
Unschuld. »Gnade vor Recht« passt außerdem wie kaum etwas anderes zu
den anstehenden Festen. Die Befreiung nach dem alten
christlich-ethischen Grundsatz ist dabei zwiefach. Der Begnadigte
kommt zurück in die Freiheit, der Präsident heraus aus einer
verzwickten Situation. Selbst seinen schärfsten Kritikern bleiben
dafür nur Beifall und vielleicht noch eine Mahnung für die Zukunft.
Putins Vorgehen könnte man sogar als Tauwetter deuten, wenn es nicht
ausgerechnet vor den Winterspielen in Sotschi käme. Manche, die
eigentlich doch dahin wollten, bestraft nun das Leben - weil sie zu
früh absagten.
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