(ots) - Katholiken und Protestanten, sie blasen gemeinsam
ins Horn. Ihre Sozialinitiative hört sich so an, als ob sie damit die
unchristlichen Finanzmärkte zu Fall bringen wollen, wie einst die
Israeliten die Mauern von Jericho. Nach einer feinen Sache hört sich
das zunächst für so manchen Kapitalismuskritiker an. Schließlich sind
die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland noch
wichtige Akteure. Doch sollten die Kirchenväter aufpassen, dass sie
mit ihrem Trompetengetöse nicht ihre eigenen Mauern einreißen. Denn
so manchem Gewerkschafter wird die Forderung nach sozialer
Gerechtigkeit gerade bei den Protestanten etwas sehr abgeschmackt
vorkommen. Schließlich sträubt sich die evangelische Kirche, die
selbst ein nicht zu unterschätzender Arbeitgeber ist, eins der
zentralsten Arbeitnehmerrechte wirklich anzuerkennen. Es ist das
Streikrecht. Doch auch anderweitig werden die Kirchen erst zeigen
müssen, ob ihr moralischer Fingerzeig gerechtfertigt ist. So begannen
am Freitag die Verhandlungen zu einem Mindestlohn im Pflegebereich,
in dem Caritas und Co. gewichtige Arbeitgeber sind. 12,50 Euro
fordert die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Da können die
Geistlichen jetzt erst Mal zeigen, wie wichtig ihnen die
Nächstenliebe ist. Ansonsten können sie die Kirche getrost im Dorf
lassen. Schließlich ist nichts peinlicher, als sich zuerst als
Moralapostel darzustellen und sich - wenn es ums konkrete Handeln
geht - als Pharisäer zu entpuppen.
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