(ots) - Ausbeutung und Dumpinglöhne sind im
Bohnenanbau in Marokko weit verbreitet. Frauen leiden besonders unter
den massiven Arbeitsrechtsverletzungen. Dies zeigt die Studie "Nicht
die Bohne wert" der Christlichen Initiative Romero (CIR), die heute
veröffentlicht wird. Insgesamt wurden 89 FeldarbeiterInnen und
PackerInnen der vier führenden Bohnenproduzenten in der Region Souss
Massa Draa (Quality Beans Maroc /QBM, Guernikako, Terre Agronomique
und Alamo) befragt, von wo unter anderem auch Edeka, Aldi Nord, Rewe
und Kaiser's ihre Bohnen beziehen. 2.300 der insgesamt 19.000 Tonnen
Bohnen, die jedes Jahr von Deutschland importiert werden, stammen aus
Marokko.
"Die meisten Arbeiterinnen geben an, ausgebeutet zu werden", sagt
die (Co-)-Autorin der Studie, Franziska Humbert. "Obwohl sie einen
Rechtsanspruch auf eine dreimonatige Mutterschutzfrist haben, werden
schwangere Frauen häufig entlassen und erst nach der Geburt wieder
angestellt. Kinderbetreuung ist ein Fremdwort und reguläre
Arbeitsverträge die Ausnahme."
"Am härtesten haben die Arbeiterinnen unter den Dumpinglöhnen zu
leiden. Ihre Löhne reichen nicht aus, um eine Familie zu ernähren",
weiß Sandra Dusch Silva von der entwicklungspolitischen Organisation
CIR. Die Löhne der meisten befragten Feldarbeiterinnen entsprechen
nur knapp dem marokkanischen Mindestlohn von 150 Euro oder liegen
sogar darunter. Die 2004 festgelegte Armutsgrenze liegt jedoch bei
156 Euro. Gewerkschaften schätzen, dass heute ein Mindestlohn von 500
Euro für eine durchschnittliche marokkanische Familie mit 6,4
Personen notwendig ist. Prekär ist auch der Transport zu den Feldern.
"Oft sind wir in einem Lastwagen übereinander gestapelt wie Tiere",
erzählt ein Feldarbeiter. In der untersuchten Anbauregion gab es 2011
und 2012 insgesamt acht Tote.
Mitverantwortlich für diese katastrophalen Bedingungen sind
deutsche Supermarktriesen. Edeka, Rewe, Aldi und Lidl kontrollieren
rund 85 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels und nutzen diese Macht
gegenüber ihren Lieferanten aus, um die Kosten zu drücken. Zwischen
vorgeblicher sozialer Verantwortung und tatsächlicher Einkaufspraxis
klafft eine Lücke. "Edeka zahlt Unmengen für 'supergeile' Werbespots,
aber Hungerlöhne für die Frauen, welche die Bohnen für ihre
Eigenmarken-Produkte anbauen", so Dusch Silva.
Die Christliche Initiative Romero fordert von den
Supermarktkonzernen, ihren Lieferanten faire Preise zu zahlen, damit
diese den Kostendruck nicht an die Arbeiterinnen weitergeben.
Gleichzeitig müssen sie die Arbeitsbedingungen entlang ihrer
Zuliefererkette offenlegen und einer glaubwürdigen Initiative zur
Einhaltung von Sozialstandards beitreten.
Die Studie beruht auf Ergebnissen von Felduntersuchungen der
niederländischen Organisation SOMO. Die vollständige Studie und
Pressefotos sind online zu finden unter:
www.ci-romero.de/presse_digitalepressemappen
Presse-Kontakt:
Joana Eink
Christliche Initiative Romero (CIR)
Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0251-89 503
E-Mail: eink(at)ci-romero.de