(ots) - Bei einer Zeitschrift, die im thüringischen
Landtagswahlkampf vor fünf Jahren um Sympathie für die CDU warb,
spielte offenbar der Hamburger Klinikunternehmer Ulrich Marseille
eine wichtige Rolle. Wie das Magazin stern auf seiner Website
berichtet, bestätigten mehrere seinerzeitige Mitarbeiter des
Medienprojektes "Tolles Thüringen", zu dem auch eine Website gehörte,
dass Marseille involviert gewesen sei. "Es gab irgendwann einen
Anschub von Herrn Marseille", sagte der freie Journalist Thomas
Wischnewski dem stern. Er habe damals die Kundenzeitschrift des
Klinikunternehmens betreut und dann im Sommer 2009 den Auftrag
bekommen, dutzende Landtagskandidaten vor allem aus der CDU zu
interviewen und zu porträtieren. Marseille habe ihn zuvor darum
gebeten, so Wischnewski, einen Mitarbeiter von "Tolles Thüringen" zu
kontaktieren.
Der verantwortliche Verlag für "Tolles Thüringen" gehört laut
Handelsregister einem eigentlich auf Arbeitsrecht spezialisierten
Anwalt in Itzehoe, der den Klinikunternehmer wiederholt bei
Streitigkeiten mit der Belegschaft vertrat. Ãœberdies war die damalige
Geschäftsführerin des Verlags zuvor bei Marseille angestellt. Dias
Projekt kostete die Initiatoren offenbar insgesamt über eine Million
Euro. So hoch waren die Verluste, die der kurz zuvor gegründete
Verlag von "Tolles Thüringen" genau in dieser Zeit laut den im
Bundesanzeiger veröffentlichten Abschlüssen machte. Unbekannte Geber
finanzierten diese Verluste mit Krediten über 1,2 Millionen Euro.
Marseille verfolgte damals ein Klinikprojekt in Thüringen, für
welches das damals von der heutigen Ministerpräsidentin Christine
Lieberknecht (CDU) geführte Landesgesundheitsministerium zuständig
war. Im Oktober 2008, kurz bevor "Tolles Thüringen" am 1. Dezember
als Website online ging, hatte sich der Geschäftsmann an
Lieberknechts Ministerium gewandt. Er wollte in Eisenach eine
Inkontinenzklinik errichten und beantragte Landesmittel in Höhe von
40 Millionen Euro. Lieberknechts Ressort nahm die Klinik Anfang
Januar 2009 als Vorhaben von "besonderer Bedeutung" in eine Liste
förderungswürdiger Projekte auf. Lieberknechts Sprecher sagte dem
stern, dass es offenbar "auf Betreiben der Staatskanzlei"
Unterstützung für das Marseille-Vorhaben gegeben habe. An der Spitze
der Landesregierung stand damals noch Lieberknechts Amtsvorgänger
Dieter Althaus (CDU). Lieberknecht selbst, so ihr Sprecher, habe
diese Sympathien nicht geteilt. Marseille zog den Antrag für das
Projekt Ende Februar 2009 zurück, nachdem starke Zweifel an dem
Bedarf für die Eisenacher Klinik aufgekommen waren.
Die Marseille-Kliniken ließen Fragen des stern zu dem
Themenkomplex unbeantwortet. Auch Althaus ließ eine Anfrage
unbeantwortet.
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