(ots) - Bisweilen kann Politik tatsächlich auch amüsant
sein. Das große Staunen und/oder Entsetzen über Helmut Kohls spät
bekannt gewordene Auslassungen zu Freund und Feind zum Beispiel hat
einen hohen Unterhaltungswert. Wen tatsächlich überraschen sollte,
dass da von »Verrätern« und »Nullen« im Dunstkreis des zeitweilig
Allmächtigen die Rede ist, der hat keine Ahnung von den Hinterzimmern
jedweder Macht und auch den Altkanzler nie beobachtet - oder will ob
zu spät eingesetzter Scham vergessen, wie besoffen er vor 25 Jahren
war. Und wem der Weg der heutigen Kanzlerin von Kohls »Mädchen« zur
Königsmörderin entgangen ist, dem ist vermutlich egal, ob und wie sie
mit Messer und Gabel umzugehen versteht. Fest steht: Zu viel mehr als
zur Steigerung der Verkaufsauflage eines von Unterlassungsklage
bedrohten Enthüllungsbuches sind derlei Erkenntnisse nicht geeignet.
Weshalb die Diskussion und der Rechtsstreit darüber, ob die
Abrechnung des inzwischen im Rollstuhl gefangenen einstigen
Schlachtrosses unter dem Kopfkissen seiner Gattin, im Keller in
Oggersheim, in der Konrad-Adenauer-Stiftung oder in einem
Kanzler-Kohl-Gedächtnisverein aufbewahrt wird, auch ziemlich müßig
sind. Wer - wo auch immer - die verbalen Entgleisungen eines zunächst
durchschnittlichen Pfälzer CDU-Apparatschiks, späteren göttlichen
Erlösers, noch späteren geschmähten Buhmannes und zu guter Letzt
bösen Greises besichtigen kann, wird jedoch die Entwicklung
Deutschlands in zweimal 16 Jahren eine Spur besser verstehen.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715