(ots) - Wirtschaftswissenschaftler haben die
Forschungsarbeit des französischen Ökonomen Thomas Piketty als
wichtigen Beitrag im Ringen gegen die immer weiter zunehmende
Ungleichheit gewürdigt. Es sei sein Verdienst, »dass die Ungleichheit
der Vermögen endlich wieder diskutiert wird«, meint Gustav A. Horn,
der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und
Konjunkturforschung in der Hans-Böckler-Stiftung, in der in Berlin
erscheinenden Tageszeitung »neues deutschland« (Montagsausgabe).
Mit Pikettys Arbeit sei »die neoklassische Wirtschaftslehre als
ideologische Rechtfertigung des Kapitalismus nun endgültig in die
Krise geraten«, schreibt John Bellamy Foster, Professor für
Soziologie an der University of Oregon in Eugene und Herausgeber des
marxistischen Magazins »Monthly Review«, in einem Kurzbeitrag für die
Zeitung. In der vergangenen Woche war Pikettys viel beachtete Studie
»Das Kapital im 21. Jahrhundert« auf Deutsch erschienen.
»Genau in den Nachwehen der Großen Rezession erschienen, hat seine
beeindruckende Arbeit die Ungleichheit ins Zentrum der
makroökonomischen Analyse gerückt. Auf diese Weise liefert er enorme
Belege, die die Zwänge des Auseinanderklaffens im Prozess der
Akkumulation von Kapital und Reichtum dokumentieren«, so Riccardo
Rovelli, Wirtschaftsprofessor an der Università di Bologna.
Der Gründer des Global Institute for Tomorrow in Hongkong,
Chandran Nair, warnte allerdings davor, sich ausschließlich auf
ökonomische Ungleichheiten zu konzentrieren. Diese seien zwar »eine
der größten Herausforderungen, denen die Regierungen sich stellen
müssen. Aber die akuteste Form dieser Ungleichheit besteht darin,
dass es hunderten Millionen auf der Welt am Zugang zu den
grundlegenden Mitteln mangelt, wie Unterkunft, ausreichende und
gesicherte Ernährung, sauberes Trinkwasser und elementare sanitäre
Einrichtungen. Wenn wir unsere Ressourcen nicht für einen
nachhaltigen Zugang aller Menschen bewahren, wird uns die einfache
Umverteilung von Einkommen nicht retten.«
Arne Holzhausen, Ökonom beim Finanzkonzern Allianz und Mitautor
des »Allianz Global Wealth Report«, verwies dagegen darauf, dass in
globaler Perspektive Hunderten von Millionen Menschen »in den letzten
Jahren der Aufstieg in eine globale Mittelklasse gelungen« sei. Immer
mehr Menschen, gerade auch aus den ärmeren Ländern, würden weltweit
am privaten Reichtum partizipieren. Es sei zwar richtig, dass »in
vielen - bei weitem aber nicht allen - Ländern die Kluft zwischen Arm
und Reich in den letzten Jahren zugenommen hat«. Aber auch »die Frage
der Ungleichheit ist eine Frage der Perspektive«, so Holzhausen.
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