(ots) - Der Gipfel im Kanzleramt drehte sich nicht darum,
ob und welche Bundesländer wie viele Flüchtlinge aufnehmen. Das ist
ein guter Anfang, zumal bekanntlich eine Partei namens AfD diese
Frage gelegentlich aufwirft und damit rein gar nichts dafür tut,
Ressentiments zu überwinden. Manche Vertreter tun eher das Gegenteil.
Das nennt man zündeln, und wer das tut, riskiert ein zweites
Rostock-Lichtenhagen, für das man sich noch heute - 22 Jahre später -
in Grund und Boden schämen muss. Doch grundsätzlich mangelt es
Kommunen und Ländern wie Bremen nicht an der Bereitschaft,
Flüchtlinge aufzunehmen, wenn die Welt brennt, eher an Geld. Es tut
Not, die Lasten gerecht zu verteilen. Dass der Bund verpflichtet ist,
einen Teil der Kosten auf sich zu nehmen, steht außer Frage, selbst
wenn es Wolfgang Schäubles ganzen Stolz - eine schwarze Null für 2015
- in eine rote Zahl verwandeln sollte. Wenn nicht humanitäre Gründe
Sonderausgaben rechtfertigen, was dann? Aber der Präsident des
Städtetags hat Recht, wenn er darauf hinweist, dass "hell, warm,
trocken und satt" nicht reicht. Die größere Herausforderung ist nicht
die finanzielle, sondern die gesellschaftliche: Warum wird über
Standorte von Unterkünften diskutiert? Weil Heime die Integration
geradezu verhindern. Dort wohnen Flüchtlinge monatelang, isoliert,
auf ihre Landsleute angewiesen, ohne Betreuung, ohne
Sprachunterricht, zur Untätigkeit verdammt - sie werden "die da" und
ein möglicher einzelner Vorfall in einem Heim zum Stigma für alle
Bewohner. Die eigentliche humanitäre Arbeit fängt also noch an. Dafür
wird es keinen Gipfel geben und kein Extrageld. Das ist eine Aufgabe
der Gesellschaft. Niemand kann sich davon ausnehmen, kein Schüler und
kein Senior und schon gar nicht die, die mangelnde Integration
beklagt. Jeder Flüchtling, der hier ankommt, ist eine neue Chance, es
dieses Mal richtig zu machen.
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