(ots) - Es ist ein Tabubruch: Mit der Commerzbank kündigt
die erste deutsche Großbank an, einen Teil ihrer Geschäftskunden
dafür zu bestrafen, dass sie viel Geld auf dem Konto liegen haben.
Nicht viel besser die Nachricht der West-LBS, die den Kunden kündigen
will, die ihre Bausparverträge nicht auflösen und das angesparte Geld
in Grundstücke und Steine investieren, sondern auf der Bank lassen,
um weiter die vergleichsweise hohen Zinsen aus den Jahren des
Vertragsabschlusses zu kassieren. Letzteres ist mindestens das
Brechen eines Werbeversprechens. Die Einführung einer Guthabengebühr
- wenn auch Privatkunden noch ausgenommen sind - verkehrt aus
Sparersicht die Bankenwelt völlig: Ein Imageschaden ist
unausweichlich; Vertrauen geht verloren. Auslöser ist die Zinspolitik
der Europäischen Zentralbank. Monat für Monat hat die EZB die
Zinssätze auf neue Rekordtiefstände gesenkt; seit Juni bittet sie
Geschäftsbanken mit einer Strafgebühr zur Kasse, die Gelder bei ihr
parken. Die Euro-Währungshüter wollen die Geldinstitute dazu bringen,
mehr Kredite an Unternehmen und Privatkunden zu vergeben - für
Investitionen, die die Konjunktur im Euroraum wieder beflügeln
sollen. Nur: Die Zweifel am Erfolg dieser Politik des billigen Geldes
werden zu Recht immer größer. Draghi & Co. haben bislang kein Rezept
gefunden, wie sie einen einheitlichen Währungsraum mit aktuell völlig
unterschiedlich starken Volkswirtschaften organisieren können. Der
Impuls über billiges Geld jedenfalls zeigt kaum Wirkung, sondern
treibt seltsame Blüten. Ohne notwendige Strukturreformen in Ländern,
deren Wirtschaft schwächelt, unterstützt von staatlichen
Investitionsprogrammen, wird die Konjunktur kaum Fahrt aufnehmen.
Trotz der von der EZB verordneten Geldschwemme.
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