(ots) - Ein schönes Zahlenwerk für das Schulsystem in
Nordrhein-Westfalen. Aber nur auf den ersten Blick. Weniger Abgänger
ohne Abschluss als im Bundesdurchschnitt, zudem erwerben sechs von
zehn jungen Erwachsenen die Hochschulreife und treiben die
NRW-Statistik auf zehn Prozentpunkte höhere Werte als im
bundesdeutschen Mittel: Ist das der Ritterschlag für ein System, das
sich ja nach wie vor in aufgeregter Diskussions-Unordnung
präsentiert? Wohl kaum. Der Blick ist zu richten auf die wenig
erfreulichen Ergebnisse des "Chancenspiegels": Dass der Bildungsstand
noch immer zu stark abhängig ist von der sozialen Herkunft, legt
Zeugnis darüber ab, dass gezielte Förderung wie der Ganztag nur ganz
langsam eine geringere Unterstützung aus dem familiären Umfeld
aufzufangen beginnt. Das Problem ist lange erkannt, die Gefahr aber
noch lange nicht gebannt. Regionale Besonderheiten im Zahlenwerk
sollten ebenfalls Warnung genug sein, Experimenten in der
Schullandschaft einen Riegel vorzuschieben. Bereitet NRW seine Kinder
und Jugendlichen besser auf ein hochwertiges Abitur vor - oder ist
gar die Qualität der Hochschulreife zu hinterfragen? Derartige
Gedankenspiele sind müßig. Unternehmen wie die erfolgreichen
Mittelständler unserer Region haben vielmehr ein großes Interesse
daran, dass nicht alle Abiturienten in das klassische Studium im
wahrsten Sinne des Wortes abwandern. Für den Mitarbeiter-Nachwuchs
müssen klassische Ausbildung und berufsbegleitendes Studium attraktiv
gehalten werden. Sonst verstärken erfreuliche Hochschulreife-Zahlen
die Nachwuchssorgen in den Betrieben. Ein Problem, dass durch die
demografische Entwicklung schon über Gebühr befeuert wird.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160