(ots) - Niemand braucht den Bundespräsidenten oder andere
Politiker, um zu erkennen, dass Brandanschläge auf Asylbewerberheime
entsetzlich sind. Aber zum Heulen und Fürchten zugleich ist, dass
sich in Deutschland offenbar ein gesellschaftliches Klima ausbreitet,
dass Fremdenfeinden Auftrieb gibt. Die Verantwortung dafür ist auch
einer realitätsfernen Gutmenschen-Politik anzulasten, die mit
freundlichen Appellen zu übergehen versucht, dass die Aufnahme von
Flüchtlingen Bürgern tatsächlich einiges abverlangt - nämlich die
Bereitschaft jedes Einzelnen zu einer Art von Integrationsleistung.
Deutschland ist wegen seines Wohlstands und seiner Vergangenheit wie
keine zweite Nation verpflichtet, Menschen Schutz zu bieten, die vor
Krieg und Verfolgung, vor Hunger und Armut fliehen. Allerdings geht
das nicht ohne Konsequenzen, in Form von Kosten, vor allem in Form
von individuellem Bemühen um Integration. Das ist nicht zu viel
verlangt, aber es muss klar benannt werden: Diese Aufgabe übernimmt
kein Kabinett und keine soziale Einrichtung. Da Integration nicht
angeordnet werden kann, muss man dafür kontinuierlich werben,
vermitteln, am besten mit gutem Beispiel vorangehen. So lange sich
die Verantwortlichen aber darauf konzentrieren, Sonntagsreden zu
halten und logistische Probleme zu lösen, haben Rechtspopulisten und
selbst ernannte Patrioten gute Chancen, verunsicherte Bürger an sich
zu binden. Wer den Eindruck gewinnt, dass er allein wegen seiner
Fragen oder Sorgen schon in eine Schublade mit Fremdenfeinden
gesteckt wird, tut sich leichter, sich mit ihnen zu solidarisieren.
Aus den Fehlern der 90er-Jahre konnte dieses Land offensichtlich
nicht viel lernen - ein Versäumnis, das sich bitter rächen kann. Zu
spüren bekommen werden es schlimmstenfalls ausgerechnet die Menschen,
die nach Deutschland geflohen sind, um in Sicherheit zu sein.
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