(ots) - Mehr Hygiene-Kontrollen in Krankenhäusern, weniger
Antibiotika in der Tierhaltung: CDU-Politiker aus Bundesregierung und
Europäischem Parlament fordern gezielte Maßnahmen im Kampf gegen
multiresistente Keime. Sie reagieren auf bundesweite
Recherche-Ergebnisse der Funke Mediengruppe, zu der auch die
Westfalenpost gehört, der Zeit und des Recherchebüros Correctiv zu
vermeidbaren Infektionsrisiken.
Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann,
will Hygienemängeln in der Berliner Charité und in NRW-Kliniken
nachgehen, die im Zuge der Recherchen aufgeflogen waren. Er werde die
Klinikleitungen zur Rede stellen, sagte Laumann der Westfalenpost
(WP): "Ich will wissen, warum das passiert ist." Dass "einige
Krankenhäuser offensichtlich das Infektionsschutzgesetz nicht
umsetzen, kann nicht toleriert werden". Laumann: "Wenn Krankenhäuser
die Reinigung outgesourct haben, haben sie damit nicht die
Verantwortung abgegeben."
Der Patientenbeauftragte plädiert für "mehr unangemeldete
Hygienekontrollen in Kliniken". Gefordert seien die Aufsichtsbehörden
der Länder und Kommunen. Laumann: "Wir haben vor Jahren in
Altenheimen unangemeldete Kontrollen eingeführt. Was im Altenheim
geht, geht im Krankenhaus ganz sicher." Ferner spreche vieles dafür,
künftig nicht nur Risikogruppen, sondern alle Patienten vor der
Klinikaufnahme auf gefährliche Keime zu testen.
"Vorbehaltlose Unterstützung" für unangemeldete Klinikkontrollen
kommt von Dr. Peter Liese, gesundheitspolitischer Sprecher der EVP,
der größten Fraktion im Europaparlament. Im PIP-Skandal um
minderwertige Brustimplantate hätten angekündigte Kontrollen "die
kriminellen Machenschaften gedeckt", unter denen Tausende Frauen zu
leiden hätten, so Liese. "Die wichtigste Lehre daraus: Dass es
unangemeldete Kontrollen geben muss - für medizinische Produkte und
für die grundsätzliche Hygiene im Krankenhaus."
Im Gespräch mit der Westfalenpost befürwortet Liese auch eine
"Hygieneampel für Krankenhäuser". Wenn die im Nahrungsmittelbereich
gefordert werde, wo "eine Verunreinigung nicht gleich Lebensgefahr
bedeutet", sei sie in Kliniken überfällig. "Dinge, die direkten
Einfluss auf Leben oder Tod haben", gehörten veröffentlicht.
Die Initiative der EU-Kommission für ein Verbot von
Reserveantibiotika in der Tierhaltung müsse "sofort" umgesetzt
werden, fordert Liese. Das angestrebte Verbot betrifft Antibiotika,
gegen die Keime schon bei der Tiermast resistent werden und die dann
als letztes Mittel beim Patienten nicht mehr wirken. "Lieber mal ein
Tier notschlachten als ein Menschenleben gefährden", sagt Liese. Und:
Reserveantibiotika sollten nur noch speziell geschulte Ärzte
verordnen dürfen.
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