Weser-Kurier: Zum Büsumer Ärztehaus als Modellprojekt schreibt Martin Wein:
(ots) - Kommunale Daseinsvorsorge war eine der großen
Innovationen des 19. Jahrhunderts in den rasch wachsenden Städten. Im
21. Jahrhundert wird es nun zur Aufgabe der schrumpfenden
Landgemeinden und kleinen Städte, ihren Bürgern ein Mindestmaß an
Versorgung zu garantieren. Damit fallen ihnen teils Aufgaben zu, die
bislang privatwirtschaftlich oder staatlich organisiert waren. Das
Büsumer Ärztehaus ist ein Testballon für Deutschlands Randlagen. In
der etablierten Ärzteschaft bestehen allerdings Bedenken, das System
der freien Praxen infrage zu stellen. Wen wundert's, ein Hausarzt
verdient nur knapp 2000 Euro weniger als die Bundeskanzlerin. Wenn
andererseits jüngere Mediziner das finanzielle Risiko und die
zeitliche Belastung einer eigenen Praxis scheuen, könnte das Büsumer
Modell rasch Schule machen. Es ist der Not geschuldet, dass sich die
Gemeinde und die Kassenärztliche Vereinigung über Besitzstandsdenken
und Standesdünkel einmütig hinwegsetzen. Man würde den
Gesundheitspolitikern im Bund ähnlich viel Kreativität und
Durchhaltevermögen wünschen, um das Gesundheitswesen endlich
umfassend zu reformieren. Der Ärztemangel an Schleswig-Holsteins
Westküste ist nur der Vorbote künftiger Herausforderungen infolge des
demografischen Wandels.
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Datum: 04.01.2015 - 22:07 Uhr
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