(ots) - Die Morde von Paris haben die Islamumfrage für
den Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung eingeholt. Zwei Tage
nach dem Anschlag kämen die Meinungsforscher sicher zu einem noch
negativeren Ergebnis. 57 Prozent der nicht-muslimischen Deutschen
erkennen im Islam eine Bedrohung. 61 Prozent meinen sogar, dass der
Islam nicht in die westliche Welt passt. Dass diese Religion von
einer Mehrheit der Deutschen abgelehnt wird, hat viele verschiedene
Gründe. Dazu gehören der Vormarsch der Dschihadisten-Miliz
»Islamischer Staat« (IS) ebenso wie aktuell das Attentat auf die
Redaktion des französischen Magazins. Diese extremen Auswüchse sind
aber bei weitem nicht alles, was bei uns zum Negativbild des Islams
führt. Es sind auch die Reaktionen auf Anschläge wie den in Paris.
Zuerst fällt den Befürwortern von Zuwanderung und Multikulti ein,
dass die Morde auf keinen Fall von »Pegida« und AfD für deren
fragwürdige Zwecke instrumentalisiert werden dürften. Wer Ursache und
Wirkung von Islamkritik nach diesem Massaker vermischt und statt an
die Opfer zu denken lieber sein ideologisches Süppchen kocht, der
trägt maßgeblich zum schlechten Image des Islams bei. Wenn man so
will, kämpfen Migrationsgegner und -befürworter zu Lasten der hier
lebenden Muslime ihren Gesinnungskrieg. Verkrampft, verkopft und
typisch deutsch wird über Lichterfeste und Wintermärkte debattiert.
Dabei fordern die meisten Muslime gar nicht, christliche
Traditionsfeste umzubenennen. Solche Vorstöße kommen von politisch
überkorrekten Deutschen und werden von der Mehrheitsgesellschaft als
Werteverlust, Selbstaufgabe und Kniefall vor dem Islam empfunden.
Keine gute Rolle spielen die türkischen Verbände und Lobbygruppen
Milli Görüs und Ditib. Wenn diese zur Teilnahme an
»Pegida«-Gegendemonstrationen aufrufen, kann man es der einheimischen
Bevölkerung kaum verübeln, dass sie den muslimischen Einfluss in
Deutschland für zu groß hält. Seit etwa acht Jahren ist davon die
Rede, dass bei uns etwa vier Millionen Muslime leben. Aufgrund der
demografischen Entwicklung samt Zuwanderung und Geburtenrate stimmt
diese Zahl wahrscheinlich nicht mehr. Sie dürfte höher liegen. Über
solche Entwicklungen muss offen und ehrlich gesprochen werden. Bei
den Muslimen geht es doch nicht anders zu als bei Nicht-Muslimen.
Dort gibt es gläubige und weltliche Leute - und alle Abstufungen
dazwischen. Und Deutschland hat es noch vergleichsweise leicht. Im
Gegensatz zu Frankreich ist hier das Verhältnis - allein wegen der
fehlenden deutschen Kolonialgeschichte in muslimischen Ländern -
nicht grundsätzlich belastet. Das Ziel der Gesellschaft muss es sein,
den extremen Gruppen das Thema zu nehmen und im Alltag gelassen
miteinander umzugehen.
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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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