(ots) - Es brodelte seit Wochen und hat sich in den
letzten Tagen weiter zugespitzt: In einer Sitzung des sogenannten
Organisations-Teams der Pegida-Führungsspitze haben am Dienstagabend
Kathrin Oertel und mindestens drei weitere Mitglieder der
"Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" alle
Funktionen und Ämter niedergelegt. Nach stern-Informationen ging es
in der Sitzung um die Rolle von Lutz Bachmann, der sich offenbar
entgegen seinen Ankündigungen doch nicht ganz aus der Bewegung
zurückziehen will.
Das "Orga-Team", wie es intern und von Anhängern genannt wird,
besteht aus zwölf Personen. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie auch
Gründungsmitglieder des Vereins Pegida e.V. Seit Ende Oktober
organisieren sie Märsche und Kundgebungen mit mehreren tausend
Menschen. Außer Lutz Bachmann, 42, war Kathrin Oertel, 37, das
bekannteste Gesicht der Protestbewegung. Unter anderem vertrat sie
Pegida in der ARD-Talkshow bei Günter Jauch.
Neben einem Foto, auf dem Bachmann als Hitler posiert, waren in
der vergangenen Woche Facebook-Kommentare aufgetaucht, in denen der
Pegida-Initiator Bachmann Asylbewerber als "Dreckspack", "Viehzeug"
und "Gelumpe" beschimpft hatte. Bachmann sah sich zum Rückzug
genötigt und hatte sich vor einer Woche für seine Facebook
Entgleisungen entschuldigt. Nach stern-Informationen hatten jedoch
mehrere Mitglieder aus Pegida-Orga-Team und Verein am Dienstagabend
den Eindruck, seine Distanzierungen seien nicht ehrlich.
Zu den Mitgliedern der ersten Stunde, die nun alles hingeworfen
haben sollen, zählen nach stern-Informationen Kathrin Oertel,
AfD-Mitglied Achim Exner, der Wirtschaftsberater Bernd-Volker Lincke
und der ehemalige CDU-Stadtrat von Meißen, Thomas Tallacker. Auch der
stellvertretende Vereinsvorsitzende René Jahn soll von Bachmann
abgerückt sein.
Alle haben sich zunächst bis zum morgigen Donnerstag auf
Stillschweigen geeinigt. Weder Lutz Bachmann noch Kathrin Oertel
waren heute für eine Stellungnahme zu erreichen. Wie es nun mit
Pegida und den Ablegern in anderen Städten weitergeht, ist noch
völlig offen. Heute Nachmittag ab 15 Uhr soll in einer weiteren
Krisensitzung darüber beraten werden.
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