(ots) - Dieser Tage ist viel von Willkommenskultur zu
hören, davon, dass Bremen sich als bunte, weltoffene Stadt versteht
und dafür auch etwas tut. Die Wirklichkeit sieht anders aus:
Jugendliche Flüchtlinge, die ohne Eltern nach Bremen gekommen sind,
werden in einem Hotel untergebracht, in dem Zustände herrschen, für
die die Polizei nur ein Wort hat: unzumutbar. Sicher, auf der Stadt
lastet ein ungeheurer Druck. Die Zahl der Flüchtlinge, die in Bremen
Schutz suchen, reißt nicht ab. Und vor allem die hohe Zahl der
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge bereitet Probleme. Wenn die
Sozialbehörde sagt, dass es bei deren Unterbringung nicht mehr um
Jugendhilfestandards geht, sondern nur noch um ein Dach über den
Kopf, ist das kein böser Wille, sondern Ausdruck bitterer Realität.
Doch das entschuldigt nicht das Verhalten der Behörden bei der
Unterbringung von Obdachlosen und Flüchtlingen im Hotel Europa. Denn
während der Polizei ein einziger Besuch in dem Haus reichte, um
festzustellen, dass dort eklatant gegen Brandschutzbestimmungen und
Hygienevorschriften verstoßen wird, wird in Bremens Amtsstuben
Schwarzer Peter gespielt: Die Sozialbehörde schiebt die Verantwortung
rüber zur Baubehörde, weil von dort ja schließlich die
Betriebserlaubnis kam. Aber wir sind doch nicht für die
Flüchtlingsbetreuung zuständig, schallt es postwendend zurück. Nur
bei der Frage nach den hygienischen Verhältnissen in dem Hotel, da
sind sich beide Ressorts einig: Nicht unsere Sache, dafür ist die
Gesundheitsbehörde zuständig. Bürgermeister Jens Böhrnsen hat mit dem
Bündnis "Bremen tut was" ein richtiges Signal gesetzt. Verbunden war
die Demonstration am Montag mit dem Versprechen, es nicht bei Worten
zu lassen. Das Wegducken vor der Verantwortung bei der Unterbringung
jugendlicher Flüchtlinge zu beenden, wäre dafür ein guter
Ansatzpunkt.
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