(ots) - Der Bürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz
Buschkowsky, geht mit der deutschen Integrationspolitik scharf ins
Gericht. In einem Interview mit dem Magazin stern kritisiert er vor
allem den von Ex-Bundespräsident Christian Wulff geprägten Satz "Der
Islam gehört zu Deutschland", den auch Bundeskanzlerin Angela Merkel
kürzlich wiederholt hat. "Der Satz ist so was von falsch", sagt
Buschkowsky dem stern.
"Wenn der Satz einen Beitrag zur Entstehung der Werteordnung in
unserem Land testieren soll, dann ist er Blödsinn. Der Beitrag des
Islam zu Reformation, Aufklärung und zum Humanismus ist mir nicht
präsent", erklärt Buschkowsky, der jetzt sein Amt als
Bezirksbürgermeister nach 14 Jahren aus gesundheitlichen Gründen
aufgibt.
Buschkowsky bedauert, dass sich Merkel Wulffs Aussage zu eigen
gemacht hat. "Dieser Satz war so schön beerdigt. Gras darüber
gewachsen", sagt er dem stern. "Wie heißt es in dem Sprichwort:
Irgendwann kommt ein großes Höckertier und frisst das Gras wieder ab.
Diesmal kam kein großes Höckertier, es kam unser aller Mutti. Und
meinte, sie müsse ihn als Notärztin reanimieren."
Integration erschöpfe sich nicht in Multikulti-Politik, deren
Vorstellungen nach Buschkowskys Ansicht romantisch geprägt waren:
"Viele Kulturen prallen aufeinander, und aus jeder bricht sich nur
Gutes Bahn." Das sei Blödsinn. "Wo wir Menschen sind, da löst sich
überhaupt kein Problem von selbst. Integration, das Verschmelzen
unterschiedlicher Lebensarten und Zivilisationsgrade bedeuten harte
Arbeit, auch Tränen."
Auch der Begriff Willkommenskultur "ist wieder so aus dem 'Wir
haben uns alle lieb'-Tuschkasten", so Buschkowsky. "Wir sollten
Flüchtlinge lieber vernünftig unterbringen, als das Tragen von
T-Shirts zur politischen Aktion zu erhöhen."
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