(ots) - Manchmal wäre man zu gerne Kabarettist (oder
Karikaturist). Jemand, der ungehemmt kluge Witze machen könnte, über
den gefluteten BND-Neubau. Bei Twitter wird unter den Schlagwörtern
"Watergate" und "BNDLeaks" schon mächtig Häme über die Behörde
verbreitet: von "undichten Stellen" ist die Rede und von "Datenflut".
Tatsächlich ist der Wasserschaden nicht nur komisch - er wird den
Steuerzahler womöglich teuer zu stehen kommen: Auf der angeblich
bestgesicherten Baustelle der gesamten Republik konnten nicht nur
Wasserhähne abgeschraubt werden, sondern offenbar auch stundenlang
Wasser fließen. Der Neubau des Bundesnachrichtendienstes wächst sich
zu einem ähnlichen Skandalprojekt aus wie der Berliner Flughafen oder
die Hamburger Elbphilharmonie. Eigentlich sollten die deutschen
Geheimdienstler bereits 2013 ihre Arbeit in dem neuen Gebäude
aufnehmen. Inzwischen geht man davon aus, dass der Neubau in
Berlin-Mitte nicht vor 2017 bezugsfertig ist - bei Verdopplung der
Kosten inklusive Umzug, mögliche Folgekosten wegen des Wasserschaden
exklusive, selbstverständlich. Für den Ruf des Nachrichtendiensts ist
der neuerliche Skandal - ob Sabotage oder nicht - verheerend. Die
Akzeptanz der Arbeit der rund 6500 Mitarbeiter hat in der
Vergangenheit ohnehin enorm gelitten: Der BND ist, zumindest durch
einzelne Mitarbeiter, in die NSA-Abhöraffäre verstrickt. Ausgerechnet
am Donnerstag kam ans Licht, dass dem NSA-Untersuchungsausschuss
Hunderte von Dokumenten vorenthalten wurden. Noch im Sommer hatte
BND-Chef Gerhard Schindler eine "Transparenz-Offensive" gestartet, um
Vertrauen zurückzugewinnen. Eine solche Pointe könnte kein
Kabarettist besser schreiben . . . Zurück zu Twitter: Dem BND,
schreibt jemand, "steht das Wasser bis zum Hals". Dem ist - so oder
so - nichts hinzuzufügen.
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