(ots) - Früher sangen Pop-Barden gegen Atomkraftwerke,
heute texten Rapper gegen die Invasion der Investoren und der
Latte-Macchiato-Mafia. Ãœber das Viertel ist noch nicht gereimt
worden. Dabei ist es ein heißer Aspirant, zum Prenzlauer Berg der
Hansestadt zu werden, wo es für Reiche chic ist, zu wohnen, weil es
so schön bunt ist. Nur bitte nicht zu bunt. Dann wird geklagt, wegen
Musik aus der Disko und Rauchern vor der Kneipe. Schöne neue
Viertel-Welt! Wer glaubt, dass das Quartier ohne zu handeln so
bleibt, wie es ist, wird es in einigen Jahren nicht wiedererkennen.
Das Viertel ist schon jetzt für die Wohnungswirtschaft so attraktiv,
dass die Immobilienpreise in den Himmel schießen. Und nach den
Häusern kommen die Geschäfte und Lokale an die Reihe: Auch sie werden
teurer, irgendwann zu teuer für die Masse. So gesehen wird Stück für
Stück zerschlagen, was erfolgreich ist. Im Grunde sogar zu
erfolgreich, weil immer begehrter: der Mix aus Wohnen und Kultur, die
so lebendig ist, dass sie auch mal lauter wird und nicht klinisch
rein daherkommt. Wer das nicht hinnehmen mag, will eigentlich kein
buntes Viertel. Der will, dass sich ein Stadtteil anpasst an die
Bewohner und ihr Geld. An Menschen, die es nicht schert, was zuerst
da war: die Partyzone oder sie selbst.
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