Weser-Kurier: Zur Leichten Sprache auf Bremer Wahlzetteln schreibt Ralf Michel:
(ots) - Wir leben in einer merkwürdigen Welt. Wie anders
ist zu erklären, dass Innensenator Ulrich Mäuer (SPD) sich für etwas
rühmt, was doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte -
nämlich, dass Schreiben seiner Behörde an den Bürger in klarem,
verständlichem Deutsch formuliert sind. Natürlich, die Realität sieht
anders aus. Um die verquasten Schachtelsätze in Behördenschreiben zu
verstehen, wäre ein Jurastudium hilfreich. Von daher ist es löblich,
wenn Bremen beim Verfassen der Unterlagen zur Bürgerschaftswahl an
all die Menschen gedacht hat, die Probleme beim Lesen und Verstehen
von Texten haben. Aber dies jetzt als Großtat darzustellen, am Ende
gar wegweisend für ganz (Verwaltungs-)Deutschland...? Wenn Senator
Mäurer freimütig einräumt, viele Schreiben aus seinem Haus selbst
dreimal lesen zu müssen, um eine Ahnung davon zu bekommen, worum es
darin gehen könnte, ist das ein durchaus sympathisches Bekenntnis.
Zugleich aber auch ein Armutszeugnis. Bedeutet es doch nichts
anderes, als dass er es als Behördenleiter zulässt, dass seine
Mitarbeiter die Bürger im Normalfall mit derartigen Schreiben
traktieren. Leichte Sprache? Verständliches Deutsch? Gerne. Aber
nicht nur alle vier Jahre vor Bürgerschaftswahlen.
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Datum: 26.03.2015 - 20:54 Uhr
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