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Sperrfrist: 30.03.2015 06:05
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Heiner Geißler will sich nicht mit Helmut Kohl aussöhnen. "Ich
habe mir nichts vorzuwerfen, was den Helmut Kohl betrifft. Und
deswegen mache ich auch keinen Schritt und gar nichts", so Geißler
gegenüber dem Südwestrundfunk. Erstmals äußerte er sich in einem
Interview ausführlich über seine Beziehung zum früheren Bundeskanzler
Helmut Kohl. Als CDU-Generalsekretär hatte er mit Kohl zwölf Jahre
lang zusammengearbeitet, sich dann aber 1989 mit ihm überworfen. "Im
Inneren des eigenen Herzens sagt man sich natürlich selber, das ist
so ein unnötiger Krampf gewesen." Und weiter: "Das ist unbegründet
und schade, dass es so gelaufen ist, das ist wahr. Aber das war's
dann auch."
Das Erste sendet am Montag, 30.3., ab 23.30 Uhr die vom
Südwestrundfunk produzierte Dokumentation "Der Kanzler und der
Rebell. Kohl, Geißler und der Kampf um die Macht". Beide Politiker
feiern in diesem Frühjahr ihren 85. Geburtstag. Der Film zeigt das
politische Beziehungsdrama der beiden Männer, die ihr Zerwürfnis
damals öffentlich zelebrierten: ein Lehrstück über Freundschaft in
der Politik und den Kampf um die Macht.
Noch vor wenigen Wochen hatte Geißler erklärt, zu Helmut Kohl gebe
es für ihn "nichts mehr zu sagen". Nun hat er sich doch den Fragen zu
seiner langen Beziehungsgeschichte mit Kohl gestellt. Im Abstand von
25 Jahren sieht Geißler den Grund des Zerwürfnisses mit seinem
früheren politischen und persönlichen Freund in der unterschiedlichen
Auffassung seiner politischen Rolle: "Ich bin nicht Generalsekretär
irgendeines Menschen gewesen", sagte Geißler. "Ich war nicht
Generalsekretär des Kanzleramtes oder des Bundeskanzlers oder des
Parteivorsitzenden, sondern ich war Generalsekretär der Partei."
Im SWR-Interview weist Geißler Helmut Kohls Vorwurf zurück, er
habe schon 1988 geplant, Kohl als Parteivorsitzenden zu stürzen:
"Nein! Wie soll ich denn für Lügen und Verdrehungen und Fabulierungen
und Märchenerzählungen Stellung nehmen? Da begebe ich mich auf
dieselbe Ebene. Das kommt nicht in Frage."
Trotz des Bruchs mit Kohl betont Geißler die Übereinstimmung mit
ihm in der seiner Meinung nach auch heute entscheidenden politischen
Frage: "Wir brauchen nicht weniger Europa, sondern mehr Europa.
"Ausdrücklich würdigt Geißler Kohls historischen Beitrag zur Einigung
Europas: "Dass Europa vorangekommen ist, das hat Europa, aber auch
Deutschland zu einem ganz großen Teil ihm zu verdanken."
Geißler, den Kohl 1967 als Sozialminister nach Rheinland-Pfalz
geholt und 1977 zum Generalsekretär der Bundespartei gemacht hatte,
spricht heute durchaus differenziert über Kohl. Schon in der Mainzer
Zeit habe es Versuche gegeben, Kohl zur Entlassung des Ministers
Geißler zu bewegen, weil dessen sozialpolitische Projekte vielen als
zu weit links erschienen seien. "Er ist auch Pressionen ausgesetzt
gewesen und hat diesen Pressionen standgehalten", sagt Geißler
anerkennend. Andererseits sei bereits der frühe Kohl mit seiner
Umgebung "nach Gutsherrenmanier" umgegangen. "Er hat die Leute tanzen
und singen lassen, hat da seinen Spaß gehabt, wenn er Untergebene in
Gang bringen konnte. Daran habe ich mich nicht beteiligt."
In der ARD-Dokumentation äußern sich zahlreiche Weggefährten, aber
auch politische Gegner von Kohl und Geißler. Der frühere sächsische
Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) sagte, Geißler hätte sein Amt
als CDU-Generalsekretär von sich aus früher aufgeben sollen: "Die
letzten vier Jahre waren zu viel. Wenn man das zu lange macht, dann
verliert man seinen Handlungsspielraum. Jedenfalls ist das meine
Erfahrung. Im politischen Raum verbraucht man sich. Ich glaube,
Heiner Geißler hätte sein Leben anders entwickelt, wenn er nach der
zweiten Legislaturperiode als Generalsekretär gesagt hätte: Ich
will's nicht weitermachen."
30. März 2015, 23.30 Uhr, Das Erste: "Der Kanzler und der Rebell.
Kohl, Geißler und der Kampf um die Macht". Ein Film von Ina-Gabriele
Barich und Thomas Schneider. (Wh. am Mi., 1. April, ab 21 Uhr im SWR
Fernsehen).
Akkreditierte Journalisten können den Film vorab im Vorführraum
Das Erste unter presse.daserste.de und im SWR-Vorführraum unter
SWR.de/kommunikation ansehen.
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Pressekontakt: Sibylle Schreckenberger, Tel.: 06131 929-32755,
Sibylle.Schreckenberger(at)SWR.de