(ots) - Nach gemeinsamen Recherchen des ARD-Politikmagazins
"Report Mainz" und des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" werden viele
der im Handel erhältlichen Zoo- und Heimtiere, wie Meerschweinchen,
Vögel oder Kaninchen, bei Züchtern und Lieferanten unter schlimmen
Bedingungen gehalten. Die beiden Redaktionen beziehen sich dabei
unter anderem auf Undercover-Filmaufnahmen der Tierrechtsvereinigung
PETA. Deren Aktivisten hatten in den vergangenen Monaten Lieferwege
auch großer Ketten wie "Fressnapf", "Das Futterhaus" oder "Dehner"
unter die Lupe genommen. Monatelang hätten die Tierschützer, so PETA,
dokumentiert, wie in großen deutschen Zucht- und Zulieferbetrieben
Kleintiere in überfüllten Käfigen oder winzigen Plastikboxen gehalten
werden. Viele der gefilmten Tiere mussten demnach in ihren
Ausscheidungen leben, manche waren verletzt, andere verwesten
bereits. Auf den Bildern ist auch zu sehen, dass es in
Kanarien-Käfigen zu Kannibalismus kam. Den Nagetieren wurde, wie die
"Report Mainz" vorliegenden Aufnahmen weiter zeigen, angeschimmeltes
Brot gefüttert.
Die Zustände in der Heimtierbranche hält PETA-Aktivist Edmund
Haferbeck für "systemimmanent". Der Branche gehe es um "Monetik statt
Ethik". Auch die baden-württembergische Landestierschutzbeauftragte
Dr. Cornelie Jäger kritisiert die Haltungsbedingungen in den von PETA
untersuchten Betrieben. "Report Mainz" hatte ihr die Bilder zur
Begutachtung vorgelegt. Gegenüber dem ARD-Politikmagazin äußert sie
ihre Einschätzung: "Die Grenze zur Strafbarkeit ist hier erreicht und
teilweise schon überschritten." Die Grundvoraussetzungen für eine
tierschutzgerechte Unterbringung der Tiere würden hier gänzlich
fehlen. Auch seien die aufgezeigten hygienischen Bedingungen
unzumutbar.
Die betroffenen Großmärkte, wie zum Beispiel "Dehner", "Das
Futterhaus" und "Fressnapf" betonten auf "Report Mainz"-Nachfrage,
dass die auf den Filmsequenzen dokumentierten Zustände nicht ihren
Richtlinien entsprächen. "Dehner" habe seine Lieferanten sogar
aufgefordert, den "skizzierten Vorwürfen (...) unverzüglich
nachzugehen". Dehner seien bislang aber keine Verstöße gegen die
selbst gesetzten Vorgaben des Unternehmens bekannt geworden.
Eine Sprecherin des Fachmarkts für Tierfutter "Das Futterhaus"
sagte in einem Interview mit "Report Mainz", ihr Unternehmen werde
künftig nicht mehr mit den kritisierten Lieferanten zusammenarbeiten.
Auch "Fressnapf" will seine Bezugsquellen für Heimtiere umstellen.
Gegenüber "Report Mainz" erklärte das Unternehmen schriftlich, dass
eine weitere Zusammenarbeit mit den hier betroffenen Züchtern bzw.
Lieferanten nicht geplant sei. "Freßnapf" wörtlich: "Bilder dieser
Art, aber vor allem Bedingungen dieser Art sind schlicht
inakzeptabel. Das Unternehmen distanziert sich ganz ausdrücklich
davon." Künftig wolle man Tiere über ein eigenes zertifiziertes
Züchterprogramm beziehen.
Bei den betroffenen Züchtern und Lieferanten von Kleintieren
handelt es sich vor allem um Firmen aus der Nähe von Osnabrück und
aus den Niederlanden. Auch sie wurden von "Report Mainz" mit den
Vorwürfen und Bildern aus ihren Unternehmen konfrontiert. Mehrere
Unternehmer räumten die Vorwürfe teilweise ein, erklärten aber, dass
sich die Tiere nur vorübergehend in ihren Hallen aufhalten würden.
Wie auch die baden-württembergische Landestierschutzbeauftragte
Cornelie Jäger fordert PETA jetzt eine sogenannte
Heimtierschutzverordnung. Denn derzeit sei der Handel mit Heimtieren
ein grauer Markt, in dem es nur freiwillige
Selbstverpflichtungserklärungen der handelnden Akteure gebe. Eine
solche Verordnung würde dann erstmals verbindliche Standards für die
Branche festlegen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium erklärte auf
"Report Mainz"-Anfrage, dass derzeit keine neuen gesetzlichen
Regelungen geplant seien. Im Ãœbrigen liege die Kontrolle der Betriebe
in der Verantwortung der Landesbehörden.
Der Umsatz mit Heim- und Kleintieren wird bundesweit von
Branchenkennern auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt. Nach
offiziellen Angaben des Industrieverbands Heimtierbedarf (IVH) lebten
2013 rund 28 Millionen Heimtiere in deutschen Haushalten.
Weitere Informationen unter www.reportmainz.de. Zitate gegen
Quellenangabe "Report Mainz" frei. Pressekontakt: "Report Mainz",
Tel. 06131/929-33351.