(ots) - Wie fundamental ist der Zölibat für die katholische
Kirche? Ist er eine Säule des Glaubens und der Glaubensvermittlung?
Oder ist er vielmehr eine Gefahrenquelle, ein Grund innerer
Unzufriedenheit und steter Anfechtung? Beobachter sehen gerade in
Papst Franziskus die Möglichkeit, die Zwänge des Zölibats zu lockern
und mit der Freiwilligkeit auch mehr Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit
in die Kirche zu bringen.
Die jüngste Umfrage unter deutschen Priestern unterstreicht wenn
schon (noch) nicht den Handlungs-, so doch immerhin wenigstens erst
einmal den Diskussionsbedarf. Der Zölibat ist nicht "das" Problem
innerhalb der katholischen Kirche, aber er ist eins - und nicht das
unwichtigste. Vor emotionaler Einsamkeit warnen seriöse Berater, wie
etwa der Psychotherapeut und katholische Theologe Wunibald Müller
ebenso lange wie bislang vergeblich. Und darüber, ob Zölibat und
sexueller Missbrauch in Zusammenhang stehen, darf zumindest
nachgedacht werden.
Keine Frage, der Verzicht auf den Zölibat käme in der katholischen
Kirche einem epochalen Paradigmenwechsel gleich. Es wäre das Ende
einer Tradition, die ihre Wurzeln im frühen vierten Jahrhundert hat
-aber eben doch nicht in der Bibel. Vieles spricht heute dafür, dass
die Kirche einer solchen inneren Erschütterung sehr wohl stand
hielte. Und auch aus den Reihen eben dieser Kirche mehren sich die
Stimmen, die darin sogar eine großartige Chance erkennen.
An der Basis, in den Gemeinden, würde hierzulande der
Zölibatsverzicht sicher kein dramatisches Glaubensbeben auslösen.
Franziskus hat 2016 zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit erklärt. Ein
schöner Gedanke. . .
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