(ots) - Durchschnittlich 0,74 Suizide auf 1000
Gefangene - Bundesschnitt bei 0,85
Heidelberg. In den vergangenen Monaten häuften sich die Meldungen
von Selbstmorden im baden-württembergischen Strafvollzug. Doch der
Schein trügt: Statistisch steht der Südwesten im Ländervergleich
unauffällig bis gut da, wie aus Zahlen hervorgeht, über die die
Rhein-Neckar-Zeitung (Samstagsausgabe) aus Heidelberg berichtet.
Demnach wurden im Zeitraum 2010 bis 2014 insgesamt 26
Gefangenensuizide in den Haftanstalten Baden-Württembergs registriert
sowie 116 "ernsthafte Suizidversuche". Bei einer durchschnittlichen
Belegung von 7045 Personen kommen damit rechnerisch jährlich 0,74
Suizide auf 1000 Gefangene - bundesweit liegt dieser Wert deutlich
höher bei 0,85, wie aus Zahlen hervorgeht, die die
Rhein-Neckar-Zeitung bei den Landesjustizministerien abfragte.
Negativer Ausreißer in dieser Liste ist das kleine Saarland mit
gut 800 Gefangenen. Hier gab es zehn Suizide in den vergangenen fünf
Jahren: Das sind jährlich 2,43 Suizide pro 1000 Gefangene. Thüringen
landet am anderen Ende der Skala mit einer Quote von 0,24. In
absoluten Zahlen gab es im Vergleichszeitraum die meisten Suizide
hinter Gittern in den großen Ländern Bayern (52) und
Nordrhein-Westfalen (61). Mit Blick auf die Gefangenenzahl
relativiert sich das jedoch: Die Quote liegt bei 0,87 (BY) bzw. 0,76
(NRW).
Der Heidelberger Rechtspsychologie-Professor Niels Habermann sagt
zwar: "Man kann Suizide nicht gänzlich vermeiden". Allerdings fordert
er in der Rhein-Neckar-Zeitung mehr Psychologen und Psychiater in den
Gefängnissen, um Inhaftierte besser betreuen zu können. "Zum
Weglaufen" sei die derzeitige Situation, so Habermann. Auch
Südwest-Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) hatte gegenüber der
RNZ schon Bedarf insbesondere an psychiatrischen Fachärzten
angemeldet.
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Rhein-Neckar-Zeitung
Dr. Klaus Welzel
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