(ots) - Die Bahngewerkschaft GDL streikt. Güter- und
Personenverkehr. Viele auf den Zug angewiesene Pendler sind genervt.
Verständlich. Was allerdings auch sich als seriös verstehende Medien
kommunizieren, hat die Grenze zum Populismus überschritten: die
Kritik auf GDL-Chef Weselsky verkürzt, auf seinen angeblichen
Narzissmus, seinen Führungsstil, die vermeintliche
Nicht-Rechtmäßigkeit der Forderungen. Die Tarifverhandlungen im
Sozial- und Erziehungsdienst sind gescheitert, bei der Postbank
sprachen sich 94,5 Prozent für einen bundesweit unbefristeten Streik
aus. Gibt es Anfeindungen, mediale Hetzkampagnen? Die
ver.di-Mitglieder stehen in der Öffentlichkeit besser da als die der
GDL. Was sie eint, ist der Kampf unter dem Schutz grundgesetzlich
garantierter Rechte. Egoismus wird der GDL unterstellt. Sicher ist
das egoistisch! Sie wirbt Mitglieder, die dann freiwillig
zusammengeschlossen für mehr Geld und Einfluss kämpfen. So gesehen
ist jedes Gewerkschaftshandeln egoistisch. Die Bahn sitzt den Streit
aus, solange sie kann und wartet insgeheim auf das
Tarifeinheitsgesetz, weil sie hofft, die Causa GDL habe sich so
erledigt. Wird deren Chef unterstellt, er allein entscheide in
feudaler Manier, ist das auch ein Schlag ins Gesicht der Streikenden,
denn derlei Argumentation macht sie zu Befehlsempfängern ohne
Rückgrat. Chef sagt: »Streikt!«, sie streiken. Määäh! Das haben die
Bahner, auf die sich der allgemeine Zorn derzeit richtet, nicht
verdient.
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