(ots) - Gewonnen, aber Ziel nicht erreicht. So lautet die
Bilanz für die CDU. Mehr als einmal hatte Spitzenkandidatin Elisabeth
Motschmann im Wahlkampf betont, sie könne sich ein Ergebnis für die
CDU von "25 Prozent plus" vorstellen. Das wurde verfehlt. Das zweite
Ziel, wonach die Partei an den Grünen wieder vorbeizieht, erreichte
sie. Am Anfang stand die Notlösung: Der Abgeordnete Thomas vom Bruch
sollte CDU-Spitzenkandidat für die Wahl am 10. Mai werden. Denn der
Partei drohte zuvor eine Zerreißprobe, als Ex-Senator Jens Eckhoff
ins Rennen geschickt werden sollte und vor allem die Bremerhavener in
strenger Ablehnung blieben. Dann also lieber vom Bruch. Stunden vor
der Wahl auf einer Klausurtagung Ende September 2014 in Dangast aber
sagte der Konsenskandidat ab. Um eine Hängepartie zum Schaden der
Partei zu verhindern, wurde die Bremer CDU-Bundestagsabgeordnete
Elisabeth Motschmann auf den Schild gehoben. Sie machte es in den
folgenden Wochen und Monaten respektabel. Das Wahlergebnis vom
Sonntagabend allerdings ist lediglich ein Teilerfolg und so
ausgefallen, dass sich ein Warnton in den "Motschi, Motschi,
Motschi"-Jubel der Christdemokraten mischt. Der Partei will es nicht
gelingen, sich dem Bürgertum und damit ihrer ureigensten Klientel
durchweg attraktiv zu präsentieren. Deutlich unter 25 Prozent - das
ist besser als zuvor, aber kein Knüller. Dabei bot die rot-grüne
Politik genug, um Motschmanns Werben und die Wähler zu würzen: die
Spaltung der Stadtteile in arm und reich, Stundenausfall an den
Schulen. Die Christdemokraten müssen sich gerade nach dem Wahlausgang
und trotz des Zugewinns sorgen. Ihre Anbindung an das konservative
Klientel hat gelitten, weil sich Reformer mit dem Plädoyer für eine
"moderne Stadtpartei" und Traditionalisten nicht einig wurden, um den
Begriff "Keilereien" hier nur in einem Nachsatz zu verwenden. Ein
versierter Unternehmer wie Wolfgang Schrörs wurde vergrault, ein
junger Firmenchef wie Handelskammer-Präses Christoph Weiss ließ sich
nicht für die Mitarbeit an maßgeblicher Stelle verführen. Einen
Erfolg am Wahlabend hingegen haben die Freidemokraten eingefahren,
die wohl auch in Kreisen, die die CDU für sich beansprucht, gut
ankommen. Wenn es irgend geht, wird das rot-grünen Bündnis nun erst
einmal weiter machen. Das mag in ein, zwei, drei oder vier Jahren
anders sein, wenn der SPD-Regierungschef Jens Böhrnsen abtritt oder
von den Seinen entmachtet wird. Dann könnte eine große Koalition
folgen. Vorerst hat die CDU lediglich die Grünen überholt - und tritt
doch weiter auf der Stelle. Ihre Not ist etwas geringer geworden, auf
eine Lösung zum Abbau von Vorbehalten in ihren Wählerschichten aber
muss sie noch warten.
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