(ots) - Außergewöhnlich spannend muss die Wahl in Bremen
weiterhin für alle sein, die der AfD ihre Stimme anvertraut haben.
Schließlich ist nicht klar, wer und was diese Partei überhaupt ist.
Das gilt sowohl für ihre Repräsentanten als auch für die
grundsätzliche Ausrichtung. In der Alternative für Deutschland bildet
sich eine eigene Alternative. Selbstredend bekam die Bremer AfD am
Sonntag Stimmen, sie galten nicht der Bundesorganisation. Aber die
Henne hat mit dem Ei in der Regel doch einiges gemeinsam, und während
andere Parteien gemeinsam feiern oder trauern, verschleißt sich die
AfD mit Hingabe selbst. Das liegt an ihrem Profil: Sie ist nicht die
Partei der wirtschaftsliberalen Euro-Skeptiker, wie sie sich
Parteichef Bernd Lucke offenbar weiterhin vorstellt. Die AfD ist ein
politischer Wolpertinger. Sie wurde zu einem Schmelztiegel von
Wutbürgern und Konservativen, Neo-Nationalisten und anderen, die sich
eindeutig rechts von der CDU ansiedeln lassen; zum Teil sehr weit
rechts. Das macht sie für alle Protestwähler attraktiv, für alle
anderen unheimlich, führt zu ungeahntem Erfolg und fortwährenden
Zerreißproben. Was die Partei selbst als Elastizität bezeichnet, ist
in Wahrheit die Quadratur des Kreises. Die Grünen mussten
Flügelkämpfe er- und austragen. Die Linken waren sich lange nicht
grün, ebenso wie die Piraten. Aber alles das ist kein Vergleich zur
AfD, in der weder die Kommunikation noch die Chemie stimmen und die
obendrein bereit zu sein scheint, politisch weit rechts, etwas links
und in der Mitte zu stehen, um noch jeden in sich aufzunehmen. Eine
Spaltung kann man sich trotzdem nicht wünschen. Damit wäre jede
Hoffnung dahin, dass der wirtschaftsliberale Flügel mäßigend auf den
nationalkonservativen einwirken könnte. Birst die AfD, muss man mit
dem Schlimmsten rechnen - einer neuen Partei, die genau das ist, was
ihr viele schon heute unterstellen: nichts als eine Alternative zur
NPD.
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