(ots) - In den Elfenbeinturm kommen sie nicht hinein: Nur 23
Prozent der Kinder aus Arbeiterhaushalten besuchen eine Hochschule.
Nun sollen Talentscouts Jugendlichen aus Nichtakademiker- und
Zuwandererfamilien den Weg an die Universitäten weisen. 6,4 Millionen
Euro gibt das Land für diese Arbeit, die eigentlich zu den Aufgaben
der Lehrer gehören sollte, oder? Sie kennen ihre Schüler und deren
Familien besser als ein Scout von der Universität. Sie wissen, wo
Talente schlummern, wie sie im Alltag gefördert werden können. Und
zwar nicht nur die Lehrer im Ruhrgebiet, sondern landesweit.
Vorbereitet allerdings werden sie in ihrer Ausbildung darauf kaum.
Und Zeit lässt ihnen zum Beispiel das straffe G8-Programm ebenfalls
nicht dafür. Vielleicht wäre es sinnvoller, erst hier nachzubessern.
Und dann an den Universitäten selbst. Denn es kann nicht damit
getan sein, die jungen Leute in den Schulen gut zu beraten, sie dann
aber mit einem so knappen Bafög-Satz allein zu lassen, dass nebenbei
arbeiten muss, wer nicht aus einem gut verdienenden
(Akademiker-)Elternhaus kommt. Es kann nicht damit getan sein, junge
Leute an die Universitäten zu holen und dann so schlecht zu betreuen,
dass diejenigen verzweifelt hinwerfen, die nicht aus den
Studenten-Erfahrungen der Väter und Mütter schöpfen können. Es kann
nicht damit getan sein, ihnen einen schnelles Bachelor-Studium zu
versprechen, in dem so wenig Zeit für die Praxis bleibt, dass der
Einstieg in den Arbeitsmarkt mehr als schwierig wird. Talentscouting
kann also höchstens eine von vielen weiteren Maßnahmen sein.
Im Übrigen würde es zur Gerechtigkeit gegenüber Industrie und
Handwerk gehören, Talentscouts zu bezahlen, die begabte
Akademikerkinder in die Lehre locken.
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