(ots) - Eine Mehrheit des Bundestags ringt sich nun endlich
zu einer Geste durch, die seit langer Zeit fällig gewesen wäre:
Einstige sowjetische Kriegsgefangene aus dem Zweiten Weltkrieg sollen
entschädigt werden. Dass jetzt zu diesem Zweck eine Stiftung
gegründet werden soll, wird mit politischen Äußerungen kommentiert,
in denen es um moralische Verantwortung geht. Das ist einerseits
völlig richtig - und andererseits dreist und unehrlich. Nämlich genau
dann, wenn so etwas aus Parteien zu hören ist, die sich bisher einer
solchen Entschädigung brüsk verweigert haben. Seit mehr als zehn
Jahren kämpfen vormalige Rotarmisten um Anerkennung und gegen einen
Geburtsfehler der Stiftung zur Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern,
der Kriegsgefangene weitgehend ausschließt. Gerade bei
Sowjetsoldaten, die vom NS-Terrorregime systematisch ausgebeutet,
misshandelt und vernichtet wurden, ist das mehr als zynisch. Diesen
Konflikt hat die deutsche Politik bis weit über die Grenzen der
Schamlosigkeit hinaus ausgesessen. Als die Zwangsarbeiter entschädigt
wurden, lebten noch etwa 60 000 einst gefangene Rotarmisten. Heute
sind es nur noch wenige tausend. Wie viele am Ende nach der
Geiz-ist-geil-Methode tatsächlich eine Entschädigung bekommen werden,
weiß niemand. Mit den nun bewilligten zehn Millionen Euro hat sich
Deutschland seine Abbitte bei diesen Opfern des Faschismus ziemlich
billig erkauft.
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