(ots) - Der Klimawandel und die industrielle Landwirtschaft
werden immer stärker zum Waldkiller, dies ist die zentrale Botschaft
des neuen Berichts an den Club of Rome. Claude Martin, langjähriger
Generaldirektor des WWF International, liefert darin einen
Zustandsbericht über die tropischen Regenwälder der Welt und wagt
eine Prognose zu deren Zukunft. Fast die Hälfte der Tropenwälder sei
bereits dem Hunger nach Land, Holz, Fleisch und anderen
Agrarprodukten zum Opfer gefallen. Mit dem fortschreitenden
Klimawandel werde der Wald zunehmend in die Zange genommen. Dürren
und Waldbrände werden zunehmen. Das treffe besonders Gebiete, die
ohnehin durch wachsende Soja- oder Palmölplantagen und immer größere
Rinderherden massiv unter Druck geraten seien. "Das Zusammentreffen
von Agrarindustrie, Klimawandel und Zerstückelung der Flächen durch
Straßen ist ein tödlicher Giftcocktail", so Claude Martin. "Wenn die
Regenwälder verschwinden, kippt unser Klima und wenn wir den
Klimawandel nicht bremsen, werden die Tropenwälder kaum zu retten
sein."
Der Bericht an den Club of Rome macht deutlich, dass viel auf dem
Spiel steht. Trotz jahrzehntelangem Raubbau sind die verbliebenen
Waldflächen am Amazonas in Zentralafrika und in Asien noch immer
gigantisch. Sie umfassen mehr als eine Milliarde Hektar, eine Fläche
die größer ist als die USA. Die Analyse der aktuellen
Entwaldungstrends legt nahe, dass bis 2050 ein weiterer Verlust von
Primärwäldern von mindestens 100 Millionen Hektar zu befürchten ist.
Das entspricht etwa der doppelten Größe Spaniens. Der WWF hält sogar
noch weit größere Verluste für realistisch. Zwar seien die
Abholzungen in den vergangenen Jahren in einigen Regionen deutlich
zurückgegangen, doch vom Ziel der Vereinten Nationen, die globale
Entwaldung bis 2030vollständig zu stoppen, sei man weit entfernt.
"Das Endspiel um den Erhalt der letzten Tropenwälder hat längst
begonnen", fasst Claude Martin die aktuelle Situation zusammen. Noch
sei das Schicksal der Tropenwälder nicht besiegelt. Es bedürfe aber
gewaltiger Anstrengungen, dieses Naturerbe zu bewahren. Neben der
Ausweisung von Schutzgebieten seien die Staaten gefordert, den
Waldschutz in den Tropenländern gesetzlich zu verankern, praktisch
umzusetzen und Finanzströme umzuleiten.Ein weiterer zentraler Punkt
sei die Veränderung des Konsumverhaltens der Menschen in den
Industrie- und zunehmend auch in den Schwellenländern. Besonders die
Nachfrage nach Fleisch, Futtermittel und Biokraftstoffen dürfe nicht
weiter im großen Stil auf Kosten der Tropenwälder gehen.
Diese Einschätzung wird vom WWF geteilt. Jörg Andreas Krüger,
Leiter des Fachbereichs Biodiversität beim WWF Deutschland fordert:
"In den Tropenländern müssen Schutzgebietssysteme und
Landnutzungsplanungen entwickelt werden, die einen wirkungsvollen
Schutz der Wälder ermöglichen. Bei der finanziellen und technischen
Unterstützung ist auch Deutschland in der Verantwortung.
Ein zentraler Schauplatz, an dem sich das Schicksal der
Tropenwälder entscheidet, ist das Amazonasbecken. Hier findet sich
der größte Regenwaldblock der Erde mit 530 Millionen Hektar, der sich
auf neun lateinamerikanische Staaten verteilt. Besonders im Fokus
steht Brasilien. "Das Land hat große Erfolge im Regenwaldschutz im
Amazonas erzielt und kann für andere Staaten in Zentralafrika oder in
Asien als Modell funktionieren", erkennt Jörg-Andreas Krüger an.
Leider sei Brasilien dabei, die Erfolge leichtfertig kurzfristigen
Profitinteressen der Agrar- Energie und Bergbauindustrie zu opfern.
Falls aktuelle Reformpläne umgesetzt werden, könnten selbst
bestehende Naturschutzgebiete und indigene Schutzgebiete aufgelöst
und erschlossen werden. Nicht nur für den Wald wäre das fatal: Im
Amazonas leben mehr als 300 indigene Kulturen, einige von ihnen ohne
Kontakt zur Außenwelt. Ihre Territorien haben sich gegenüber der
Entwaldung als noch widerstandfähiger erwiesen als staatliche
Naturschutzgebiete.
"Der Schutz der Kulturen und Rechtsansprüche indigener Völker ist
ein zentraler Schritt zum Schutz der Wälder, konstatiert Claude
Martin in seinem Bericht an den Club of Rome. "Es geht nicht allein
um die Bewahrung einer biologischen Schatzkammer. Wälder versorgen
uns mit sauberem Wasser, schützen uns vor Erosion und Fluten und
stabilisieren unser Klima. Setzen wir das aufs Spiel, verlieren wir
mehr als ein paar Prozente Wirtschaftswachstum"
Pressekontakt:
WWF World Wide Fund For Nature
Jörn Ehlers
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