(ots) - Wer als kleiner Arbeitnehmer den beschummeln will,
der wird schnell erwischt. Die Zahl der Kontoabfragen von Behörden
wie Finanz- und Sozialämter ist in den vergangenen Jahren nicht
zufällig in die Höhe geschossen. Anders verhält es sich, wenn man
Millionen hat und das Geld mit Immobilien, Aktien oder Mieteinnahmen
verdient. Obwohl die Schweiz als Schwarzgeld-Paradies ausgedient hat
und ab 2017 ein internationales Steuerabkommen greifen soll, bleiben
genug Wege, um Vermögen zu verstecken. Man kann sich einen
"kreativen" Steuerberater leisten, mit Briefkastenfirmen operieren,
karibische Steueroasen nutzen, oder - immer beliebter - Reichtümer in
Zollfreilagern verschwinden lassen. Trotzdem verfügen laut einer
neuen Studie der OECD nur 17 von 56 untersuchten Industrie- und
Schwellenländern über spezialisierte Steuerfahnder für diese Klientel
- Deutschland gehört nicht dazu. Im Gegenteil: Laut Deutscher
Steuergewerkschaft müssen die Millionäre und Milliardäre hierzulande
nur alle sieben Jahre mit einer Kontrolle rechnen, mittelständische
Betriebe sogar nur alle 15 Jahre. Der Grund: Es fehlen rund 20
Finanzbeamte und Steuerprüfer. Dabei hatte die OECD bereits in einer
vorangegangenen Untersuchung im Jahr 2009 den Aufbau spezieller
Abteilungen angemahnt. Auch der Bundesrechnungshof hat mehrfach die
laxen Kontrollen bei den Reichen moniert. Und bei denen ist durchaus
etwas zu holen. Eine 300-köpfige australische Sondereinheit hat zum
Beispiel rund 1,1 Milliarde Australische Dollar eingenommen. Zudem
wächst die Zahl der Millionäre von Jahr zu Jahr. Laut "Global Wealth
2015"-Report hat ihre Zahl in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um
3,6 Prozent zugenommen. OECD-Studie und Global-Wealth-Studie
offenbaren, dass nicht nur in Griechenland das Steuersystem unfair
ist: Dort wird die Mehrwertsteuer massiv erhöht, während viele
Vermögende gar keine Abgaben bezahlen. Auch dem deutschen Otto
Normalverbraucher bleibt nur die traurige Erkenntnis: Der Ehrliche
ist der Dumme. Gut für die Steuermoral ist das gewiss nicht.
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