(ots) - Die Nachwuchsprobleme der Klöster spiegeln das
veränderte Verhältnis unserer Gesellschaft gegenüber Glaube und
Religion insgesamt. Bildung, Soziales und Krankenpflege sind als
Kernkompetenzen der Orden in Europa weggebrochen. Demgegenüber steht
eine wachsende Faszination für alles, was mit dem Thema Kloster an
und für sich zu tun hat. Zigtausende wälzen sich über Klostermärkte.
Klostergärten, Klosterheilkunde, singende Mönche, alle diese Bereiche
erfahren größten Zuspruch; gerade der rasant wachsende Markt des
spirituellen Tourismus' bringt die Klöster neu in den Blickpunkt.
Damit wird der Konvent zu einer Attraktion, zu einer Art
Mitmachmuseum mit Wellnessfaktor, wenn man es böse formulieren will.
Und doch birgt das zunehmende touristische Interesse am
Klosterleben eine Chance, die viele Orden bereits erfolgreich nutzen.
Denn es bietet die Möglichkeit, Menschen, die sich im Hamsterrad des
Alltags wund laufen, eine Auszeit jenseits von Kommerz zu
ermöglichen. Ein Tagesrhythmus, der von festen Gebetszeiten
strukturiert wird, bildet den größtmöglichen Gegenentwurf zur
Diktatur des Terminkalenders. Zumal das Gebet ja nicht "nützlich" im
Sinne der ökonomischen Produktivität ist, sondern den Betenden "nur"
zu sich selbst führt. Wenn Radwanderer im Kloster übernachten, weil
das irgendwie exotisch ist, erhalten sie gleichzeitig ein
niederschwelliges Angebot, mit Kirche in Kontakt zu kommen.
Allerdings nutzt das neue Interesse an der Klosterthematik nichts,
wenn es keine Schwestern und Brüder mehr gibt, die klösterliche Werte
vertreten. Sich lebenslang an eine Sache zu binden, das ist jedoch
eine Vorstellung, die kaum noch vermittelbar ist. Und aus diesem
Konflikt ist für die Orden kein Ausweg in Sicht.
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