(ots) - Von dem seit Monaten skandierten Vorwurf
»Lügenpresse« bis zu den ersten Schlägen waren es nur ein paar
Tausend Demo-Schritte. Es ist damit nun die Grenze überschritten, die
den letzten Pegida-Nachläufer schlagartig zur Besinnung bringen
sollte. Alle angeblichen höheren Gründe erübrigen sich hier. Dabei
gilt es nicht, die Blessuren einer Zunft zu heilen. Die weiß sich zu
wehren. Der einzelne Wutbürger wird als Mutlosbürger enden, wenn er
ins Stammeln kommt. Zu befürchten ist allerdings, dass vielen
Mitläufern eine hässliche Genugtuung den nächsten Marsch versüßt. Die
Schläger sind vielleicht nicht unter ihnen selbst zu suchen. Doch
diese dürfen sich in ihren Reihen gut aufgehoben fühlen. Eine
unheimliche Gemeinde formiert sich hier, und man kann nur hoffen,
dass sie nicht der Vorläufer einer größeren Gefahr ist. Die
Hilflosigkeit von Menschen, die als Bürger bezeichnet, aber nicht als
solche behandelt werden, wird als Grund für allgemeinen Unmut gern
verhöhnt. Die Presse hat hieran ihren Anteil. Jetzt ist jedoch ihre
Stunde gekommen. Denn die Wut, der Hass von Pegida- und
AfD-Demonstranten gilt gar nicht in erster Linie ihr. Nicht Lüge
weckt die steigende Empörung. Der Hass folgt vielmehr einem
beunruhigenden Gesetz, wonach Schwächere für die eigene
Benachteiligung herhalten sollen. Er ist auf die Menschen gerichtet,
die weltweit fliehen, um nicht nur dem Unrecht zu entgehen, sondern
um ihr Leben zu retten. Und wenn etwas sie schützen kann, dann ist es
nicht zuletzt die öffentliche Meinung.
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