(ots) - Zum wichtigsten Handwerkszeug eines Politikers
gehört die Sprache. Mit ihr bestimmt er Meinungen - oder auch nicht.
Wer Flüchtlinge als Flut, Welle oder Ansturm benennt, trifft eine
politische Aussage. Wer wüsste das besser als der präzise,
wortgewaltige Wolfgang Schäuble. Er ist keiner, der sich verspricht,
und auch kein Demagoge. Wenn er in einem Atemzug von Flüchtlingen und
Lawinen spricht, sollte man hinhören. "Lawinen kann man auslösen,
wenn irgendein etwas unvorsichtiger Skifahrer an den Hang geht und
ein bisschen Schnee bewegt", hat er gesagt. Kleine Fehler haben
zuweilen kaum zu kontrollierende Folgen: Das stimmt, auch hier. Und
Zuwanderung als "Rendezvous unserer Gesellschaft mit der
Globalisierung" zu sehen, ist ebenso richtig, nicht zuletzt, weil sie
so als unausweichlich begriffen wird. Nicht gegen Flüchtlinge wandte
sich Schäuble, sondern gegen den unvorsichtigen Skifahrer oder
vielmehr die Skifahrerin. Angela Merkel hat ein Schneebrett
losgetreten und eine Lawine politischer Ereignisse ausgelöst, die sie
und die Bundesregierung mitreißen kann. In dieser berechtigten
Warnung steckt politische Sprengkraft, aber keine Geringschätzung der
Flüchtlinge.
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