(ots) - Der Zooforscher und Psychologe Colin Goldner hat
die angekündigte Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit des Berliner
Zoos als unzureichend kritisiert. »Angesichts des Umstandes, dass die
Zoo AG eben vom Berliner Senat 18 Millionen Euro an Steuergeldern
bewilligt bekommen hat, ist solcher Umgang mit den jüdischen
Nachfahren als reiner Hohn zu werten«, sagte Goldner gegenüber der in
Berlin erscheinenden Tageszeitung »neues deutschland«
(Freitagsausgabe). Auf Kritik stieß bei Goldner vor allem, dass der
Zoo Entschädigungszahlungen an die Nachkommen der von den Nazis
enteigneten Aktionäre ausgeschlossen hat.
Zuvor hatte der Berliner Zoo mitgeteilt, sich seiner Geschichte im
Nationalsozialismus stellen zu wollen. Unter der Leitung des von 1932
bis 1945 amtierenden Direktors Lutz Heck wurden unter anderem
jüdische Aktionäre und Aufsichtsratsmitglieder verdrängt und durch
NSDAP-Funktionäre ersetzt. Jahrzehnte lang hatte sich der Zoo einer
Aufarbeitung seiner braunen Vergangenheit widersetzt.
Anfang Dezember kündigte der aktuelle Zoodirektor Andreas Knieriem
als Reaktion auf öffentlichen Druck erstmals konkrete Maßnahmen an:
Eine Hinweistafel vor der sich im Zoo befindenden Ehrenbüste von Lutz
Heck soll auf dessen Rolle im Nationalsozialismus hinweisen. Zudem
ist eine Ausstellung zur Zoogeschichte sowie ein Stipendienprogramm
für israelische Forscher geplant. Eine »Geste der Wiedergutmachung«
wolle man leisten, sagte Knieriem. Entschädigungszahlungen an die
Nachkommen der enteigneten Aktionäre lehnte er jedoch ab. Angeboten
wurde lediglich kostenloser Eintritt für die Nachfahren.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715