(ots) - Alles braucht seine Zeit - vor allem die großen
Probleme dieser Tage wollen mit Bedacht gelöst werden. Dass es nun
aber noch einmal mindestens ein Jahr dauern soll, bis in Bremen eine
geschlossene Einrichtung für kriminelle minderjährige Flüchtlinge
aufgebaut ist, wirkt vor dem aktuellen Hintergrund befremdlich.
Geradezu ärgerlich wird es, wenn man bedenkt, dass es auch schon
beinahe ein Jahr her ist, dass der damalige Bürgermeister Jens
Böhrnsen den Aufbau einer solchen Einrichtung angekündigt hat. Einer
der vielen Anlässe waren Angriffe jugendlicher Zuwanderer auf
Polizisten. Sie sollen geschlagen, getreten, gebissen haben.
"Wegsperren!" riefen viele sogleich, ohne zu wissen, dass das so
einfach gar nicht ist. Denn zunächst muss ja ein Konzept her und ein
Träger, der die schwierige Erziehungsarbeit übernimmt. Und ein Raum,
in dem man die Jung-Kriminellen unterbringen kann. Schlagen, treten,
beißen - ein Jahr nach Böhrnsens Vorstoß ist das auf Bremens Straßen
immer noch Alltag. Aber passiert ist seitdem nicht viel. Das
Integrationskonzept des Senats verspricht Lösungsansätze bis zum Ende
dieses Quartals. Aber auch dann werden Rote und Grüne in der Frage
der geschlossenen Einrichtung noch über Kreuz liegen. Dabei steht in
ihrem Koalitionsvertrag, dass die Einrichtung kommen soll -
"schnellstmöglich" sogar. Schnell waren sie nun nicht, die
Koalitionäre. Stattdessen ist das Problem festgefahren, zumal die
Grünen das Thema wohl lieber aussitzen und sich aufs Strafrecht
verlassen wollen. Es gibt gewiss gute Gründe, die gegen eine
geschlossene Einrichtung sprechen. Manche Fachleute warnen davor, zu
große Hoffnung in eine solche Anstalt zu legen. Es gibt aber auch
gute Gründe, in dieser Frage endlich Einigkeit zu erzielen und den
Bürgern dieser Stadt eine Perspektive zu eröffnen, wie das Problem
gelöst werden soll. Die Polizei überlastet, das Volk in Sorge - es
ist höchste Zeit für einen Plan, wann und wie Bremen die Kriminellen
anpacken will.
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